CD Kritik Progressive Newsletter Nr.10 (09/1996)
Infra - The abominable story of Harold S.Woodhouse
(54:57, Garageland Records, 1996)
Trotz der unbestreitbar guten Qualität von schwedischen Bands, kann diese Combo nicht aufschließen. Schon ihre Mini CD "Infrangible time" löste nicht gerade Begeisterungsstürme aus, was mit ihrem ersten Longplayer ebenfalls nicht passieren wird. Durch einen von den 70ern beeinflussten Stil hat man noch lange nicht die Gewähr, dass alle begeistert sind und "enthusiasmiert" bei den einschlägigen Mail Order Versendern bestellen. Infra spielen einen Stil, der irgendwo in tiefgründiger Melancholie zwischen Psychedelic, Hard Rock und Progressive Rock einzuordnen ist. Der Name des Labels könnte nicht besser gewählt sein, denn die Aufnahmen klingen etwas nach Garagen-Flair und unausgegorenem verlangsamten Grunge. Was lässig wirken soll, wirkt eher langweilig und unambitioniert. Mag auch daran liegen, dass Gitarrenband entweder verdammt gut sein müssen, damit sie mir gefallen oder dass der vielgeliebte sinfonische Bombast hier überhaupt nicht vorhanden ist. Das Dargebotene ist keinesfalls schlecht, klingt aber doch schwer nach Independent und Hinterhof, damit nicht ganz die bevorzugte musikalische Schiene. Artig wird sich auch bei Stefan Dimle von Landberk und Anna-Sofie Dahlberg von Anekdoten bedankt, bis aber Infra die Klasse dieser Weggefährten erreicht haben, bleibt es noch ein steiniger Weg. Nun ja, ganz so schlimm wie diese Kritik jetzt vielleicht klingt, sind Infra zwar nicht, doch fehlt einfach der berühmt-berüchtigte Überraschungsmoment oder die innovativen Einfälle, die zu überzeugen wissen. Jeder darf in diesen Kommentar reininterpretieren was er will, wie unschwer zu erkennen ist, ist Infra mein Ding nun wirklich nicht.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996