CD Kritik Progressive Newsletter Nr.8 (03/1996)
Infra - Infrangible time
(18:50, Mellotronen, 1995)
Wenn eine Band schon auf dem gleichen Label wie Änglagård erscheint und in der sehr schönen aufklappbaren Verpackung als eine der besten neuen Gruppen Schwedens hochgelobt wird, dann sind natürlich die Erwartungen dementsprechend hoch. Gemessen an diesen Vorschusslorbeeren, ist das Resultat letztendlich doch eher als bescheiden zu bezeichnen. Aus Schweden kamen zwar in letzter Zeit reihenweise sehr gute Alben, aber bei dieser sehr kurzen Mini CD geht der Daumen recht schnell nach unten. Auf den vier Stücken bieten Infra klanglich zwar die gleiche Grundlage wie Änglagård: die Musik klingt etwas verstaubt und erscheint somit wie eine vergessene Rarität aus den 70ern. Doch sind die Stilmittel, auf die die drei Bandmitglieder zurückgreifen, weniger überraschend und abwechslungsreich. Ihre Mischung aus Hard Rock mit ganz leicht komplexen Ansätzen und ruhigem Prog Rock mit eingestreutem Saxophon, Flöte und Sitar, weiß leider nicht zu überzeugen. Die eher mittelmäßigen Gesangsdarbietungen von Victor Alneng und nicht unbedingt von Innovation strotzenden Kompositionen, dümpeln etwas unmotiviert vor sich hin. Ich werde beim Anhören einfach den Eindruck nicht los, dass hier etwas lustlos musiziert wurde. Die knapp 19 Minuten sind recht schnell vorbei, ohne dass etwas hängen geblieben wäre. Es ist nur zu hoffen, dass die drei Lieder, die ein kurzer Ausschnitt aus der Gesamtkomposition "The abominable story of Harold S. Woodhouse" sind, nicht die Highlights dieser Platte waren. Eine schöne Verpackung reicht eben nicht aus, um nachhaltig Eindruck zu schinden. Vielleicht ist ja doch noch eine Steigerung möglich, damit das skandinavische Trio doch noch vielleicht zu einer der besten Gruppen Schweden heranreift. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996