Interview


(Progressive Newsletter Nr.51 03/05)
Ausschnitte eines Interviews mit Alexander Weyland (Gesang, Keyboards)


Seit eurem Debüt 2001 sind einige Jahre vergangen. Was passierte in den letzten vier Jahren mit Traumhaus?

Mit Traumhaus passierte erst einmal - was musikalische Aktivitäten anbelangt - recht wenig. Nachdem unser Debütalbum erschien, gab unser damaliger Keyboarder Frank bekannt, dass er die Band aus beruflichen Gründen verlassen wollte. Wir fanden zwar in Kuno Wagner recht schnell eine optimale Ergänzung für Traumhaus, jedoch entschlossen wir uns nach zwei Konzerten dafür, erst einmal eine musikalische Auszeit zu nehmen. Es gab zum damaligen Zeitpunkt grundlegende Fragen, welche einzelne Bandmitglieder für sich zu klären hatten. Da unser ehemaliger Gitarrist Bernhard entschlossen hatte, primär von seiner Musik leben zu wollen, gab es hinsichtlich „Traumhaus“ für ihn Differenzen, da wir uns bekanntermaßen nicht unbedingt einer Musik zugeschrieben haben, die sich der breiten Masse anbietet und auf Dauer übermäßig viel Profit abwerfen wird. Auch Michael Dorniak, unser Drummer, hatte sich zu der Zeit für ein Schlagzeugstudium entschlossen, und es stellte sich für ihn somit ein zeitliches Problem. Ich komponierte in der Zwischenzeit neue Songs und experimentierte mit verschiedenen Sounds. Außerdem spielte ich im Rahmen einzelner Projekte mit verschiedenen Musikern zusammen - unter anderem lernte ich innerhalb eines dieser Projekte Tobias Hampl kennen, einen sehr ambitionierten Gitarristen. Anfang 2004 nahm ich wieder verstärkt Kontakt zu Michael auf und wir beschlossen gemeinsam mit Kuno und Tobias neues Material unter „Traumhaus“ aufzunehmen.


Im Vergleich zu eurem Debüt habt ihr euch stilistisch wesentlich mehr Richtung Retro u.a. mit Mellotronsounds und auch klanglicher Rückorientierung bewegt. Wie kam es zu dieser Entwicklung?

Das stimmt wohl, stilistisch haben wir uns erheblich von dem Sound der ersten CD wegentwickelt. Ich hatte schon immer eine Vorliebe für den Progressive-Rock der 70er Jahre und vor Allem liebe ich die einzigartige Stimmung des Mellotrons. Auch die anderen Bandmitglieder sind große Fans dieser Zeitepoche, von daher musste dies Auswirkungen auf den Sound der Band haben. Jedoch kann ich nicht sagen, dass sich die Entwicklung zu unserem heutigen Klangbild aus irgendeinem Kalkül vollzog. Meine musikalische Philosophie ist seit langem, sich musikalisch weiter zu entwickeln und die eigene Musik immer wieder neu zu definieren, eher neue, andersartige Methoden zu integrieren, als an alten Denkweisen, so auch an alten Stilmitteln, haften zu bleiben.


Die Gitarre steht im Vergleich zum Debüt viel mehr im Vordergrund. War dieser Vorgang gewollt?

Ja. Du hast Recht - im Vergleich zu unserem ersten Album hat die Gitarre eine andere Bedeutung und steht mehr im Vordergrund. Dies ergibt sich zum einen aus der Tatsache, dass wir mit Kuno an der Touch-Guitar quasi einen zweiten Gitarristen in der Band haben und er mit seinem Instrument zusätzlich zur Bassfunktion auch noch Gitarrenparts mit übernehmen kann. Zum Anderen haben wir mit Tobias einen wesentlich flexibleren Gitarristen gefunden, der nicht nur vorzügliche Rhythmusarbeit leistet, sondern zudem noch als sehr guter Sologitarrist überzeugen kann.


Wie schwierig ist es deutsche Texte zu schreiben, um vor allem dabei nicht nur in Plattheiten abzurutschen?

Es ist wirklich nicht einfach, frei und unbefangen Texte in der deutschen Sprache zu schreiben. Gewisse Themen schließen sich schon einmal von vornherein aus, da man sich der Gefahr aussetzt, in Kitschiges oder Klischees abzugleiten. Den gleichen Aspekt betrifft die Wortwahl, so dass von vornherein auch bestimmte Wörter bewusst ausgeschlossen werden müssen. Außerdem ist die deutsche Sprache in ihrer Sprachrhythmik unheimlich schwer in den Songkontext einzuflechten und manche Wörter sind in ihrer Phonetik sehr hart und kantig, was natürlich die Vielfalt der Wortwahl noch mehr einschränkt. Inhaltlich versuche ich jedoch meistens über Themen zu schreiben, die mich persönlich als Mensch betreffen oder beeinflussen, und mir auch ein Stück weit helfen, eigene Wege zu reflektieren und weiter zu entwickeln. Ich versuche dabei absichtlich, die Inhalte meiner Texte nicht unmittelbar, sondern eher assoziativ anzudeuten, so dass dem Hörer ein größtmöglicher Interpretationsspielraum bleibt.


Warum ist "Hinaus" lediglich als EP veröffentlicht worden? Wolltet ihr damit auf die Suche nach einem möglichen Label gehen oder war es einfach nur eine Kostenfrage?

Warum wir „Hinaus“ lediglich als EP veröffentlicht haben, hat mehrere Gründe. Zum einen sind wir derzeit auf der Suche nach einem neuen Label, zum anderen war die EP ursprünglich zunächst als Bewerbungsgrundlage für Auftrittsmöglichkeiten gedacht, um möglichst viel live spielen zu können. In jedem Falle wird die EP daher auch nur in streng limitierter Auflage erhältlich sein!


Gibt es bereits Planungen für die Veröffentlichungen eines "richtigen" Albums in nächster Zukunft?

Ja, die EP ist im Prinzip als Vorgriff auf das reguläre Studioalbum zu verstehen. Weitere Songs sind bis auf die Texte bereits geschrieben. Wir planen in diesem Jahr das komplette Album, einschließlich der auf der EP enthaltenen Songs, einzuspielen und als reguläres Album zu veröffentlichen.


Noch ein Schlusswort?

Wir würden uns natürlich freuen, wenn die Hörer die Zeit und den Willen aufbringen würden, sich auf „Traumhaus“ einzulassen. Wenngleich der ein oder andere Refrain sicher absolute Ohrwurmqualitäten hat, liegen doch allen Titeln sehr vertrackte Rhythmen zugrunde, ohne unseres Erachtens jedoch deshalb disharmonisch zu sein. Wie gesagt ist unsere neue EP nur in sehr limitierter Stückzahl und derzeit nur über unsere Homepage erhältlich: www.traumhaus-music.de


Kristian Selm © Progressive Newsletter 2005