Interview
(Progressive Newsletter Nr.56 07/06)
Ausschnitte eines Interviews mit Matthias Harder (Schlagzeug) und Sebastian Harnack (Bass)
Matthias: Die Idee, ein Konzeptalbum zu schreiben, spukte schon sehr lange in unseren Köpfen herum. Bereits unsere letzen beiden Alben "Artificial Paradise" und "X-Rayed" hatten ja bereits ein inhaltliches Gesamtkonzept. Ein reines Konzeptalbum zu schreiben war dann nur noch die logische Weiterentwicklung.
Sebastian: Wichtig war für uns, eine gute Story zu finden. Wäre uns da nichts eingefallen, hätten wir "Posthumous Silence" nicht gemacht.
Stand das Konzept und die musikalische Umsetzung von "Posthumous silence" von Anfang an fest oder habt ihr aus verschiedenen Teilen die Musik und das Konzept "zusammengebaut"?
Matthias: Das Entwickeln der Geschichte für "Posthumous Silence" hat uns bestimmt ein viertel Jahr gekosten. Wir haben viele Ideen verfolgt und wieder verworfen. Wir wollten eine Handlung finden, die sowohl nachvollziehbare, als auch epische Ausmaße in sich trägt.
Sebastian: Nachdem wir die Geschichte hatten, begann Marco mit dem schreiben der Texte. Die Musik entstand ab diesem Zeitpunkt parallel dazu.
Inwieweit habt ihr bei dem Konzept auf eigene Erfahrung bzw. Ereignisse aus eurem Umfeld zurückgegriffen?
Matthias: Obgleich die Geschichte in ihrem Grundsatz nicht autobiographisch ist, enthält sie viele Situationen und Emotionen, die auf eigene Erlebnisse zurückgehen.
Sebastian: Somit hat die Geschichte schon etwas Allgegenwärtiges und Reales.
Matthias: Unser ganz persönlicher Weltschmerz und unsere Kritik an all den vielen irren Menschen, die diese Erde bevölkern, finden sich auf diesem Album wieder.
Seid ihr an die Arbeiten von der Idee, den Kompositionen bis hin zur finalen Produktion von "Posthumous Silence" anders angegangen als bisher oder war eure Herangehensweise genauso wie bei den Vorgängeralben?
Sebastian: Eigentlich war es ähnlich, nur wurde natürlich noch viel mehr Detailarbeit investiert. Der ganze Entstehungsprozess war überaus spannend und emotional, da man immer mehr in die Geschichte eindrang und sie eigentlich von Tag zu Tag mehr verinnerlichte.
Matthias: Wir mussten ständig das Werk als Ganzes betrachten, was eine große Disziplin beim Schreiben von uns verlangte. Schon bald hatten wir zahlreiche thematische Motive entwickelt, die wir dann, abhängig vom Ablauf der Geschichte, in das Album hinein arrangierten. Viele Ideen, die wir normalerweise ohne Probleme verwendet hätten, blieben dieses mal außen vor, da sie einfach nicht zum Album und der erzählten Geschichte passten.

Wie schwierig gestaltete es sich, gleichzeitig an zwei Alben zu arbeiten?
Matthias: Recht schwierig, da die Fülle an Material und die Menge an Arbeit manches Mal einfach zu viel wurde.
Sebastian: Auch stilistisch war es gar nicht so leicht umzuschalten, da wir mit "Presets" ja ein völlig anderes Ziel vor Augen hatten. Die Songs sind wesentlich kürzer, sind inhaltlich individuell und in einigen Fällen sogar als Singles angedacht. Von daher war es gar nicht so einfach, so schnell von den komplexen, melancholisch-düsteren Songs von "Posthumous Silence" zu den gelösteren Songs von "Presets" umzuschalten. Ich meine das gar nicht nur musikalisch oder spielerisch, aber wenn ich im Studio eine Basslinie einspiele, dann will und muss ich mich auch in der Stimmung der Songs sehen.
&Üuml;ber Progrock Records werdet ihr inzwischen auch in den USA vertrieben. Gestaltet sich der amerikanische Markt generell schwieriger, da ihr dort ja auch im Livesektor weit weniger präsent seid?
Sebastian: Der Markt ist sicherlich etwas schwieriger für uns, gerade weil wir ihn nicht so gut kennen. Da ist man auf Hilfe angewiesen. Mit Progrock Records haben wir einen sehr zuverlässigen Partner gefunden, der uns sehr gut unterstützt und versucht, die Verkäufe anzukurbeln. Das "Rites of Spring Festival" in Philadelphia, auf dem wir letztes Jahr gespielt haben, war ein sehr schönes Beispiel dafür, dass es in den USA durchaus einen Markt für Sylvan gibt.
Vor einigen Jahren habt ihr euch entschlossen die Veröffentlichung und Finanzierung eurer Alben komplett selbst in die Hand zu nehmen. War dies rückblickend die richtige Entscheidung und inwieweit gab es dabei für euch auch ein finanzielles Risiko?
Sebastian: Die Alben selbst zu veröffentlichen war für uns die definitiv richtige Entscheidung. Es war und ist selbstverständlich ein hohes finanzielles Risiko. Aber die Unabhängigkeit und die Möglichkeit, wirklich selbst alles zu bestimmen, was man tut und lässt, ist wirklich ein schönes Gefühl.
Wann ist mit der Veröffentlichung von "Presets", eurem zweiten Albums für dieses Jahr zu rechnen und was darf man von diesem Album musikalisch und inhaltlich erwarten?
Matthias: Mit etwas Glück kommt das Album noch dieses Jahr, was wir aber nicht versprechen können. Musikalisch ist es sicherlich unser bislang "kommerziellstes" Album, ohne dabei jedoch unsere Identität zu verleugnen. Das ganze Album hat eine wundervolle melancholische Grundstimmung, große Refrains und auch einige Sylvan typische Überraschungen!
Kristian Selm © Progressive Newsletter 2006