Interview
(Progressive Newsletter Nr.54 01/06)
Ausschnitte eines Interviews mit Alex Holzwarth (Schlagzeug)
Nachdem wir uns 1997 von den ehemaligen Mitgliedern getrennt hatten, brauchte jeder erst mal eine Ruhephase! Nur wir nicht: noch am selben Tag kontaktierten wir Markus, um musikalisch wieder gemeinsame Wege zu gehen. Dann brauchte es erst mal eine Weile einen passenden Sänger zu finden. Musikalisch mussten wir uns dann auch noch aufeinander eingrooven, was bei uns dann wohl doch etwas länger dauert, weil wir in dieser Hinsicht keine halben Sachen machen. Wir gehen erst ins Studio, wenn wir vom Songmaterial 100% überzeugt sind. Zuletzt haben wir uns dann für ein kompetentes Management und eine kompetente Plattenfirma entscheiden können. Also, sehr gute Voraussetzungen für einen Neuanfang!
Wie schwierig gestaltete es sich nach so langer Pause wieder ein Album unter dem Namen Sieges Even herauszubringen?
Überhaupt nicht schwierig, weil wir Sieges Even sind und uns nicht verstellen müssen. Eine Platte aufzunehmen bedeutet für uns immer eine Momentaufnahme einer immer fortführenden Entwicklung. Denn das ist ja wohl unser Markenzeichen: ständige Weiterentwicklung und Verbesserung. Ganz ehrlich, was für ein Name auf dem Cover steht ist doch eigentlich völlig egal. Du willst einfach gute Musik kaufen. Das mit dem Bandnamen wird ja erst dann zum Problem, wenn deine Erwartungen nicht erfüllt werden.
Standet ihr unter einem gewissen Druck durch die Fans bzw. eurer eigenen Erwartungshaltung oder seit ihr völlig unvoreingenommen an das Album herangegangen?
Nach einem gewissen Desinteresse der Plattenfirmen haben wir uns gesagt: so und jetzt schreiben wir die Songs, wie wir es wollen, vorher hatten wir uns musikalisch schon verbogen! Das ist dann das Material welches du auf „Navigating..“. hörst. Also Druck machen wir uns nicht und lassen wir uns nicht aufdrücken. Uns hat aber schon interessiert wie die Sieges Even Fans das neue Album aufnehmen, das ist natürlich sehr spannend.

Auf “The art of navigating by the start” stehen viel mehr Melodien und Stimmungen, denn spielerisches Können bzw. Technik offensichtlich im Vordergrund. Stand dieser Ansatz von Anfang an für euch fest?
Das hat sich so ergeben. Wir wollten aber auf jeden Fall songorientierter arbeiten. Früher gab es bei uns teilweise nicht einmal einen Refrain!! Wir haben mit der Zeit gemerkt, dass manche Fans diese intensive Musik verstehen, das dies aber sehr viel Zeit in Anspruch genommen hat. Jetzt versuchen wir diese Intensität dem Hörer zugänglicher zu machen. Wie sich das dann anhört weißt du ja jetzt. In Zukunft werden wir auf jeden Fall in diese Richtung weiterarbeiten.
Ergeben sich durch euren zugänglicheren Stil auf diesem Album auch die Möglichkeit andere Hörerschaften zu erschließen oder stand dieser Gedanke bei euch im Focus?
Wir haben uns eigentlich nie in irgend einer Schublade gesehen. Wir meinen, das es möglich ist mit Sieges Even alle Hörerschichten anzusprechen. Wir hoffen natürlich mit jedem "Baby" das Publikum in voller Breite anzusprechen. Das liegt schon im Focus und ist uns auch wichtig.
War es für euch wichtig einen Teil des Materials von “The art of navigating by the stars” letzten Herbst bereits live vorzustellen und inwieweit hatte das damalige Feedback Einfluss auf das Album?
Absolut! Die Reaktion der Die Hard Fans war uns sehr am Herzen gelegen. Die haben uns letzt endlich gesagt: weiter so, genau das lieben wir an der Band! Das puscht enorm.
Wie ist euer Album bisher aufgenommen worden?
Manchmal bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich lese wie die Kritiker genau die Gefühle beschreiben, die wir als Musiker selber beim Schreiben oder Spielen empfinden. Ich glaube was schöneres gibt es für einen Künstler nicht, als von dem Publikum verstanden zu werden. Ich glaube wir sind angekommen.
Kristian Selm © Progressive Newsletter 2005