Interview
(Progressive Newsletter Nr.32 10/00)
Ausschnitte des Interviews mit Karlheinz Wallner (Gitarre)
Eigentlich war anfangs noch nicht viel geplant. Fest stand nur, dass wir rein aus Spaß ganz alte Pink-Floyd-Songs covern wollten, genauer gesagt Songs aus den 60er und frühen 70er Jahren. Erst durch die hervorragende Resonanz bei den Live-Gigs hat zu eigenen Songs angespornt und dazu die Band ernster zu nehmen als es bis dato war.
Über welchen Zeitraum entstanden die 13 Titel von der CD und gibt es neben der Gemeinsamkeit, dass einige von ihnen textlich von Schicksalsschlägen handeln, so etwas wie einen roten Faden, ein Konzept?
Die ersten Songs haben wir so nach ca. einem Jahr geschrieben, aber ohne Zwang. Es passierte eigentlich von selbst und ohne Druck. Nachdem aber die ersten Songs auch live sehr großen Anlang fanden, haben wir uns dann ernsthafter mit dem Songwritung befasst. Die Stücke entstanden dann innerhalb der letzten zwei Jahre. Der älteste ist übrigens "Farewell". Das Konzept und der rote Faden sind im weitesten Sinne diese Schicksalsschläge, konkret gesagt die Ohnmacht gegenüber der unausweichlichen Tatsache, dass man gegen manche Dinge einfach nichts unternehmen kann. Sie stehen unausweichlich fest und sind unüberwindbar. Und bei der Frage nach dem Sinn, nach der Erklärbarkeit gibt es dann nur noch die Antwort, dass Gott als personifizierter Ausdruck für "Schicksal" dann wohl versagt hat. Eine andere Erklärung gibt es scheinbar nicht.

Auf "God has failed" ist es Euch perfekt gelungen sinfonische Parts, sparsame Arrangements mit hymnische Gesangsteilen und eingängiger Melodieführung zu verbinden, die auch die Songs nach mehrmaligen Anhören immer noch interessant wirken lassen. Wie schafft ihr es, das Gefühl dafür zu bewahren, dass ihr erkennt, was gerade noch benötigt bzw. gerade noch hinzugefügt werden soll?
Ich hoffe, daß uns das so gelungen ist, wie Du es beschreibst! Unsere Songs sind nicht wahnsinnig komplex mit vielen verschieden Teilen, sondern im Grunde sehr einfach in ihren Arrangements. Tatsächlich sind die meistens Songs auf der Akustik-Gitarre entstanden und erst in der endgültigen Realisierung haben wir dann überlegt und entschieden, was wir noch alles an Elementen hinzufügen, z.B. Orchester-Arrangements, etc.. Ein wichtiger Asperkt ist natürlich, dass wir die Möglichkeit haben, unsere Songs im eigenen Ton-Studio aufzunehmen, so dass wir fast fernab von Zeitdruck an den Songs arbeiten können und diese Ruhe hört man dem Album dann wohl auch an. Außerdem herrscht eine sehr gute Harmonie innerhalb der Band. Wir haben sehr viel Respekt vor einander und jeder von uns bringt sehr viele und gute Ideen in die Musik ein.
Mit welcher Einstellung seit ihr an die Aufnahmen gegangen: habt ihr Euch in irgendeiner Weise von wirtschaftlichen Gesichtspunkten bzw. "kommerziellen" Erfolg leiten lassen oder standen einfach nur Euere musikalischen Ideen bzw. Visionen im Vordergrund?
Wir alle sind sehr froh, daß wir dieses Album nicht aus "kommerziellen oder wirtschaftlichen Gesichtspunkten" machen mußten. Es ist eine ganz persönliche CD, in dem von jedem von uns sehr, sehr viel Herzblut, Energie, Mühe und natürlich auch Geld steckt. Wir alle verdienen unser Geld mit anderen Projekten musikalischer oder nicht-musikalischer Art. Aber ich müßte lügen, wenn ich nicht trotzdem hoffen würde, daß "God has failed" vielen Leuten gefällt und sich die CD gut verkauft.

Bei Liveauftritten benutzt ihr quadrophonische Soundeffekte, das Album "God has failed" wirkt sehr professionell und produktionstechnisch unheimlich ausgereift, hat aber bestimmt auch jede Menge Zeit im Studio gekostet. Wie lässt sich all dieser Aufwand und natürlich auch die Kosten finanzieren und inwieweit seit ihr einfach Idealisten auf der Suche nach Perfektion?
Wie gesagt, das eigene Ton-Studio erleichtert uns dabei natürlich einiges. Die Finanzierung hat die Band selbst übernommen. Mit der Perfektion ist das so eine Sache. Natürlich will man eine CD so "perfekt" wie möglich aufnehmen. Das sollte jedoch nicht so weit führen, daß die Songs ihre Natürlichkeit verlieren. Irgendwo in der Mitte sollte man dann wohl genau das richtige Maß erwischen. Ich hoffe, daß uns das gelungen ist, obwohl wir es selbst produziert haben.
Wie lebt ihr mit der Tatsache, dass man Euch wahrscheinlich in manchen Kritiken vorwerfen wird, dass ihr Euch sehr augenscheinlich bei Pink Floyd bedient habt und somit einen Teil der eigenen Identität aufgegeben habt?
Das ist mir nicht peinlich! Schließlich ist Pink Floyd eine herausragende Band mit unglaublichen Songs und wir machen ja auch keinen Hehl daraus, dass sie eine unserer Lieblingsband ist. Wir haben ja auch als Pink Floyd-Coverband angefangen. Allerdings würde ich mich wehren, wenn man sagt, dass wir uns bei Pink Floyd "bedient" haben, denn das würde je bedeuten, dass wir richtiggehend Songs "geklaut" hätten und dem ist ja nicht so. Es ist natürlich davon inspiriert und wenn jemand sagt, wir klingen wie Pink Floyd, dann finde ich das nicht falsch, sondern sehe es eher als Kompliment für uns. Und außerdem: bei einem Blues-Song kritisiert man ja auch nicht, daß es schon Millionen davon gibt. Ich denke es ist eher eine Stilistik-Frage.
Kristian Selm © Progressive Newsletter 2000