Interview


(Progressive Newsletter Nr.50 12/04)
Ausschnitte eines Interviews mit Matthias Harder (Keyboards)


Wie viel Arbeit hast Du in dieses Album gesteckt, bis es letztendlich Deinen Qualitätsansprüchen genügte?

Die Produktion von "Elemental" hat sich sehr, sehr lange hingezogen. Die ersten Aufnahmen fanden bereits im Oktober 2001 statt, kurz bevor ich mit Sylvan wegen "Artificial Paradise" ins Studio ging. Im folgenden dreiviertel Jahr hatte ich dann mit Sylvan so viel zu tun, dass ich nicht weiter an meinem Solo Projekt arbeiten konnte. Im Sommer 2002 ging es dann mit den Aufnahmen zu "Elemental" endlich weiter. Ich arbeite mit Miriam Schell am Gesang und ließ die Streicher einspielen. Es folgte die Mischung und viele kleine Feinheiten, die ich in meinem eigenen Studio ausarbeitete. Im Dezember 2002 war dann die Ursprungsversion von "Elemental" fertig. Ich hätte damals nicht im Traum daran gedacht, dass es von da an noch fast zwei weitere Jahre bis zur Veröffentlichung des Albums dauern würde. Alle Gründe dafür jetzt aufzuzählen, würde an dieser Stelle zu weit führen; Tatsache jedoch ist, dass ich ein Mensch bin, der erst die Finger von einer Produktion lässt, nachdem sie veröffentlicht wurde. Und so nahm ich in diesen zwei Jahren immer wieder kleine Änderungen vor, bevor es zu der Version kam, die Ihr jetzt in den Händen haltet!


Was ist einfacher bzw. schwieriger, eine gute Melodie zu schreiben oder das passende Arrangement für einen Song zu finden?

Das ist ganz unterschiedlich. Am Anfang steht bei uns in 90 Prozent der Fälle die fertige Musik. Meine Ideen für einen Song gehe ich dann mit Miriam durch und wir überlegen uns, welche Stimmung und Thematik die Gesangmelodie in sich tragen sollte. Danach entwickelt Miriam allein oder mit mir zusammen Vorschläge, die wir dann wiederum besprechen und ausarbeiten. Zu guter letzt bin ich dann wieder alleine damit beschäftigt, die Arrangements noch einmal anzupassen, damit ein Song rund wird. Das schreiben von Melodie und Arrangement ist also ein Prozess, der sich zu jeder Zeit gegenseitig beeinflusst.


Die Musik von Rain For A Day ist vom musikalischen Potenzial sicherlich für eine breitere Hörerschaft interessant. Gab es jemals Anfragen bzw. Kontakte zu grösseren Plattenlabels?

Wir haben lange versucht, einen Partner bei einem größeren Label zu finden. Ohne Erfolg. Die CD war allen noch viel zu unkommerziell. Obwohl es viel Lob für die Songs und die Produktion gab, hatte keiner Lust sich eine Band ans Bein zu binden, die nicht zumindest drei radiotaugliche Singles auf dem Album hat. Kunstvolle Musik "ja gerne", aber nur wenn sie von Sting kommt. Einen neuen Act aufbauen, dafür ist kein Geld da.


Was waren die Höhe- bzw. Tiefpunkte seit dem Bestehen von Rain For A Day?

Höhepunkt waren sicherlich der Gewinn beim "John Lennon Förderpreis 1997", unser Konzert beim damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog oder die Fotosession mit dem Star Fotographen Jim Rakete. Tiefpunkte waren die vielen geplatzten Träume, die wir über die Jahre durchlebt haben. Im Gegensatz zu Sylvan hat es mich viel mehr Kraft gekostet, das Projekt über die Jahre am Leben zu erhalten.


Kannst du noch etwas mehr über die anderen beiden Rain For A Day Alben erzählen. In welcher Weise unterscheiden sie sich zu “Elemental” bzw. wo liegen die Gemeinsamkeiten?

Unser erstes Album "Marbles"- ja, wir hatten diesen Album Titel schon Jahre vor Marillion!!! - war sehr von der elektronischen Musik der 90er geprägt. An vielen Stellen klingt die CD ein wenig nach Björk, und aus heutiger Sicht war es für mich der erste Gehversuch, überhaupt eine Platte zu machen - "Marbles" ist sogar noch älter als die erste Sylvan CD "Deliverance". Das zweite Album "High on a hill" ist da schon wesentlich reifer. Es sind sogar zwei Songs drauf, die es später auf "Elemental" geschafft haben - "New Years Eve" und "I wish". Stilistisch ist es ein sehr orchestrales Album, mit vielen Songs, die das Klavier und die Stimme in den Vordergrund stellten. Beide Alben sind jedoch nie im großen Stil ausproduziert worden. Heute würde man die Songs sicherlich ganz anders zum klingen bringen.


Wo sind für Dich die Unterschiede zwischen Rain For A Day und Sylvan und welches der beiden Projekte / Bands liegt Dir mehr am Herzen?

Sylvan ist mehr eine Band im "klassischen Sinne": Regelmäßiges Proben, gemeinschaftliches Arrangieren von Songs, Touren usw.. Bei Rain For A Day arbeite ich viel häufiger alleine. Außerdem gab es immer Phasen, in denen entweder sehr viel oder eben gar nichts passierte. Bei Sylvan läuft das alles viel kontinuierlicher. Es gibt eigentlich permanent etwas zu tun. Am Herzen liegen mir aber beide Projekte, alleine aus dem Grund, da ich bei der einen Band Schlagzeuger, bei der anderen Band Keyboarder bin.


Am 27.Oktober wurde “Elemental” live vorgestellt. Wie lief der Auftritt und sind zukünftig weitere Liveauftritte geplant?

Die CD Release Party war ein großer Erfolg. Wir haben das komplette Album mit einer großen Band, 9 Musiker, auf die Bühne gebracht, und die Reaktionen des Publikums waren sehr euphorisch. Im nächsten Jahr werden bestimmt noch ein paar weitere Shows folgen. Infos hierzu finden sich dann auf unserer bandeigenen Homepage: www.rainforaday.de


Kristian Selm © Progressive Newsletter 2004