Interview
(Progressive Newsletter Nr.44 05/03)
Ausschnitte eines Interviews mit Matthias Ulmer (Keyboards, Gesang)
Natürlich spricht so ein Album zuerst mal die alten Fans an, die Anyone´s Daughter noch von früher kennen. Aber die Resonanz war so groß, dass ich sagen kann, wir haben bestimmt einige neue Fans hinzugewonnen, die die Band früher gar nicht gehört hatten.
Wie habt ihr entschieden, welches Material auf die Livealben kommt?
Ich habe zuerst mal sehr viele Kassetten unsres Live-Mischers Werner"4"Bayer durchgehört und geschaut welche Versionen der Stücke am besten oder auch mal ungewöhnlich gespielt waren. Manchmal hat natürlich auch die Soundqualität der Kassetten eine Rolle gespielt. Aber die Mixe - danke "4" - waren doch für die damalige Zeit sehr gut.
Kamen die Anfragen bezüglich dieser Aufnahmen hauptsächlich von den Fans oder wer war die treibende Kraft hinter den Veröffentlichungen?
Es kamen immer wieder Anfragen von Fans bezüglich unsrer alten Studio Lp’s, die zwischenzeitlich auch auf CD erschienen waren, aber im Moment leider wieder nicht erhältlich sind. Deshalb haben wir uns entschlossen noch mal eine Live CD und DVD mit Aufnahmen aus der damaligen Zeit herauszubringen, wobei wir soweit möglich Stücke ausgesucht haben, die auf Vol.1 nicht drauf waren. Was den besonderen Reiz von Vol.2 ausmacht, ist die Tatsache, das dort einige bisher nicht veröffentlichte Stücke drauf sind, u.a. ein deutschsprachiges Cover von UK’s "In the dead of night" das bei uns "Schwärzer als die Nacht" hieß. Die treibende Kraft hinter den Veröffentlichungen war zweifellos Dirk Jacob von Tempus Fugit, was aber nicht ausschließt, dass er gleichzeitig auch Fan ist !
Woher kam die Idee “Schwärzer als die Nacht” als deutschsprachige Cover-Version von UK’s “In the dead of night” und warum fiel die Wahl genau auf diesen Titel?
Wir waren damals eigentlich alle Fans von UK und haben uns gesagt, das Stück finden wir so geil, das wollen wir auch spielen. Dann hat Harald den deutschen Text drauf geschrieben und wir haben es eine Tour lang gespielt.
Habt ihr damals auch mit anderen Coverversion geliebäugelt oder war es eine einmalige Sache?
Nee, ich glaube das war das einzige Cover, das wir in der Besetzung mit Harald damals je gespielt haben.
Zudem sind auf “Vol.2” diverse Instrumentals enthalten, die ihr nur live gespielt habt. Gab es nie die Idee, diese auch im Studio aufzunehmen?
Die Idee gab es bestimmt, aber es gibt einfach immer wieder Stücke, die aus irgendwelchen Gründen nicht auf Cd kommen. Warum weiß ich ehrlich gesagt auch nicht mehr.
Ihr habt letztes Jahr zwei mal “Piktors Verwandlungen” zusammen mit Heinz-Rudolf Kunze als Sänger aufgeführt. War die Umsetzung nach all den Jahren schwierig bzw. wie lange habt ihr geprobt, um dieses Epos wieder spielen zu können?
Als ich anfing, das Stück wieder zu lernen, dachte ich zuerst: "Oh Gott was haben wir uns damals alles ausgedacht". Aber als wir dann im Proberaum waren, war’s dann viel einfacher als ich dachte. Jeder hatte sich natürlich schon allein sehr gut vorbereitet, dann geht das doch recht gut, nicht zuletzt auch da wir mit Heinz Rudolf Kunze einen super Sprecher gefunden hatten, der das Stück zwar anders, aber genauso selbstverständlich wie unser früherer Sänger Harald Bareth interpretierte! Ich denke mal, eine Woche haben wir dafür gemeinsam geprobt.
Wie stehen die Chancen aus, an die Rechte euer alten Studioalben heranzukommen, da die Alben momentan leider nicht mehr erhältlich sind?
Da arbeiten wir dran.
Wie sieht der Stand für das neue Anyone’s Daughter Album aus? Gibt es schon ein Veröffentlichungsdatum und welche Titel darauf enthalten sein werden?
Die meisten Titel existieren schon. Sechs davon spielen wir auch jetzt schon live. Aber richtig aufnehmen werden wir das Album den Sommer über, und ich denke es wird Ende des Jahre erscheinen. Bei diesem Album werden auch nicht alle Titel von mir sein, sondern auch von Uwe werden Stücke auf die CD kommen. Und Andre wird auch als Texter dabei sein!
Wie lief aus deiner Sicht zurückblickend die bisherige Rückkehr von Anyone’s Daughter?
Ich merke, wie viele Leute doch sehr froh sind, wieder Musik hören zu können, die nicht nach Marketingplan zusammengeschraubt ist, sondern bei der die Stücke doch eine gewisse Zeit haben, sich im Studio oder jetzt auch wieder live, zu entwickeln. Natürlich bedienen auch wir einen gewissen "Markt", aber eben nicht aus einem Plan heraus, sondern weil wir Musik machen die eben nicht jeder machen kann, und die Leute anspricht, die vom sonstigen aktuellen Musik-Angebot eher abgeschreckt werden. Wobei ich um Himmels Willen nicht sagen will, ich hätte was gegen kommerziellen Erfolg. Schließlich lebe ich davon. Letztendlich werden auch wir eine "massenkompatible" Single brauchen, um wirklich viele Leute zu erreichen.
Kristian Selm © Progressive Newsletter 2003