Interview
(Progressive Newsletter Nr.48 04/04)
Ausschnitte eines Interviews mit Jan Sydow (Gitarre, Keyboards)
Danke erstmal fürs Weiterreichen und für die Blumen. Aber ich würd' selbst gar nicht mal sagen, dass sich unsere Musik so anhört, als ob wir zehn Jahre älter wären, als wir wirklich sind...
Aber "Background" hört man doch jedenfalls eine erstaunliche und breite Menge?
Gut, wir geben ja gerne zu, dass wir wirklich viel Musik konsumiert haben (lacht).
Wie sind denn deine ganz eigenen musikalischen Vorlieben und Helden - als Gitarrist?
Anfangs war das ganz klar Jimi Hendrix - natürlich... Dann kam ein starker Wandel: Heute beeindrucken mich oft Gitarristen am meisten, die eigentlich technisch nicht besonders versiert sind. Beispielsweise mag ich die Sparsamkeit eines Steve Hackett. Grundsätzlich aber ist die Gitarre einfach nur ein Instrument für mich - sie repräsentiert mich nicht. Aber wenn Du nach Helden fragst: Nick Drake könnte ich Tag und Nacht hören...
Im Booklet bedanken Du und Sänger Louis Gabbiani Euch bei "Pofter and his incredible guitars" - was steckt dahinter?
Das ist "Pofter" Bauerfeind, unser Co-Producer und Gitarrist von Interstellar Overdrive. Er hat eine kaum glaubliche Sammlung von Gitarren, die er uns für die Aufnahmen zu diesem Album zur Verfügung gestellt hat.
Eine weitere Danksagung richtet sich an "Kasi for inspiration and his beautiful paintings". Who's that guy?
Karsten "Kasi" Kayser" ist ein guter Freund und unser Idol. Er hat ein Einmannprojekt bei dem er spielt und seine deutschen Texte singt. Von ihm stammt das Artwork der CD.

Das "Centerfold" des attraktiven, aber mit sauschwer zu lesender Schreibschrift, gestalteten Booklets zitiert "I open my arms but only devils..." Eine Kernaussage des Albums?
Nein, das ist einfach eine Textzeile, die sich Kasi frei ausgewählt und die ihn zu einem Gemälde inspiriert hat.
Komplette Lyrics fehlen ja leider überhaupt...
Das habe wir ganz bewusst so gemacht. Wir glauben, dass die Texte besser gehört, als gelesen werden. Louis singt im Probenraum frei zur Musik. Teils haben wir die Texte den erforderlichen Lauten angepasst. Das soll nicht etwa heißen, dass uns die Texte nicht wichtig sind - aber die Entstehungsreihenfolge ist so und die Texte sollten gemeinsam mit der Musik gewürdigt werden.
"Gangsters" scheint Eure Verneigung vor wildem 70s-Prog zu sein und Gastmusiker John Gürtler, u.a. Sandra Weckert, malt mit seinem Saxophon im letzten Teil entschieden den Van der Graaf-Teufel an die Wand.
Es ist das einzige Stück auf dem Album mit einer etwas bedrohlichen Stimmung. Der Text ist einfach ein Gedicht, das diese Stimmung unterstützen sollte. John ist ein unglaublich talentierter Jazzmusiker aus Berlin. Wir haben ihm bestimmt nichts von David Jackson oder VdGG erzählt, baten ihn nur, "das Wahnsinnigste, was Du Dir vorstellen kannst" auf dem Saxophon zu spielen. Hat er gemacht...
Was sind Eure weiteren Pläne, soweit heute absehbar?
Wir wollen nach Möglichkeit in spätestens zwei Jahren als Profimusiker arbeiten und leben können.
Wie ist die Resonanz bisher?
Das Album ist seit einer Woche draußen und wir haben an echten Verkäufen, also ohne Abgabe an Medien und Freunde, über 500 CDs verkauft. Geholfen hat dabei wohl der Umstand, dass die Scheibe "Album des Monats" im "Eclipsed" war.
Klaus Reckert © Progressive Newsletter 2004