CD Kritik Progressive Newsletter Nr.9 (06/1996)

Drama - Drama
(55:42, Musea, 1995)

Dieser Gruppenname erfreut sich inzwischen wohl weltweiter Beliebtheit. So ganz spontan fallen sofort schon mal zwei Bands aus den U.S.A. mit dem gleichen Namen ein. Bei dieser Veröffentlichung von Musea handelt es sich aber diesmal um eine Gruppe aus Frankreich. Dabei tendieren diese zu einer melodischen Mixtur aus Rock und Neo Prog. Wohl des Fehler bewusst und so lieber auf Gesang verzichtend, spielen die fünf Normannen (Gitarre, Bass, Keyboards, Schlagzeug, Percussion) ihren qualitativ sehr gut arrangierten und produzierten Melodic Rock lieber gleich rein instrumental. Die Längen der einzelnen Lieder schwankt durchschnittlich um die sieben Minuten herum. Inhaltlich bekommt man alles ohne weitere Überraschungen geboten, so wie man es in etwa erwartet hatte. Die neo-progressiven Strukturen sind sehr melodisch, angereichert durch Breaks fließen sie stetig voran, ohne mit holprigen Unterbrechungen die Hörerwartung zu enttäuschen. Dominant und sehr im Vordergrund steht die Gitarre von Eric Azhar, der stellenweise an Gary Chandler von Jadis erinnert. Doch auch Keyboarder Richard Langlois darf sein Scherflein zum voluminösen, sehr gut abgestimmten Klangbild beitragen. Meist spielt er unterstützende Akkorde, denen gelegentliche Solo-Ausbrüche eingestreut werden. So schafft es Drama mit sehr sinfonischen und bombastischen Klangfarben, druckvolle Klanggemälde zu malen, wobei man aber ebenso kritisieren kann, dass durch diesen kräftigen Sound mangelnde Einfälle zugedeckt werden. Zwar sind die acht Lieder in keiner Weise total gleich, doch Ähnlichkeiten sind wegen des melodischen Gleichklangs vorhanden. Abwechslung bietet zumindest der groovende Rhythmus, beim zweiteiligen Titel "Africa", wobei vom Stil her der Neo Prog total abgestreift wird und offenen, sehr melodischen Rockstrukturen mit afrikanischen Tendenzen, vor allem im Rhythmus, weicht. Dies ist eine allgemeine Tendenz der CD, da gegen Ende immer mehr melodischer Gitarren Rock erklingt. Das gleichbenannte Debüt dieser Band wächst durch mehrmaliges Hören und kann trotz gewisser Kritik weitgehendst als gelungen bezeichnet werden. Durch den fehlenden Sänger vermisst man zwar manchmal die Ergänzung der Musik und die daraus resultierende Abwechslung, aber lieber gar keine Stimme, als ein weiterer kläglicher Versuch, gute Musik durch schlechten Gesang zu zerstören.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996