CD Kritik Progressive Newsletter Nr.9 (06/1996)
Cosmic Jokers - Sci Fi Party, unser Flug durch die kosmische Musik
(35:00, Spalax Music, 1974)
Bei diesem historischen Album aus der Hochphase des deutschen Krautrocks hatten Leute wie Manuel Göttsching (Ash Ra Tempel) und Klaus Schulze ihre Finger im Spiel. Am Mischpult saß Dieter Dierks, der auch schon bei den Scorpions die Regler verschob. Wiederveröffentlicht wurde dieses Digi Pack eigenartigerweise in Frankreich, was erklärt, warum auf der Beschriftung der Hülle aus "kosmische", auf einmal "kosmiche" Musik wurde. Jetzt höre ich lieber auf zu lästern, denn gerade ich, bin selbst in meiner Muttersprache nicht immer orthografisch auf dem richtigen Weg (z.B. im Devil Doll Special aus Heft Nr.8 wurde aus "Annalen" auf einmal "Analen". Peinlich, peinlich, aber trotzdem irgendwie lustig!). Beim Lesen des Namens Klaus Schulze kamen im ersten Augenblick Zweifel auf, den seine langatmigen Keyboard- und Synthesizer Orgien gehören für mich nicht gerade zu den glanzvollen und innovativen Ideen, die in mir totale Begeisterung hervorrufen. Zwar macht er von seinen Klangspektakeln besonders im zweiten Teil ("Die Galaxie der Freude") dieser galaktischen Party Gebrauch, doch setzt immerhin in der ersten Hälfte ("Im Reich der Magier") Manuel Göttschings Gitarre doch einen erholsamen Gegenpol. So ist diese Party ein Trip aus Space Rock, Kraut Rock und abgedrehten Soundcollagen. Die mit sehr viel Hall versehenen gesprochenen Botschaften in Deutsch, verklingen fast unverständlich in Zeit und Raum. Doch gibt es auch versöhnliche, melodische Elemente in diesem weiten Flug durch ferne Galaxien. Jedoch wird der Zuhörer auf Dauer auf eine harte Probe gestellt. Immerwiederkehrende Akkorde, Klänge und Geräusche schwellen an, aber verschwinden genauso schnell wieder. Besonders der zweite Teil diese Reise dient mehr als meditative Unterstützung, denn als "normale" Musik. Spätestens beim "Interplay of forces" kehrt dann mit Gitarre und Schlagzeug die Realität zurück. Doch das abschließende "Platen Sit In" (welch passender Titel) führt die Reise in ferne Welten des Ichs, des Kosmoses oder was auch immer fort. Nun ja, Esoterik im Selbstversuch musikalisch aufbereitet ist zwar vielleicht sehr inspirierend, aber doch nicht so interessant, dass man diese Aufarbeitung zu Hause in den Schrank stellen muss. Aber vielleicht bin ich bei meinem Flug der Selbsterkenntnis gnadenlos abgestürzt und habe meine eigenes Ich nicht erkannt. Darum schließe ich lieber schnell die Äuglein, lege mich in mein Bettlein und träume was Schönes, um mein Seelenheil zu erfahren. In diesem Sinne, dream on and stay tuned.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996