CD Kritik Progressive Newsletter Nr.9 (06/1996)

Catweazle - Ars moriendi
(49:22, Ad Perpetuam Memoriam, 1996)

Das schwedische Label Ad Perptuam Memoriam ist immer wieder für Überraschungen gut. Nach den abgedrehten Veröffentlichungen à la Simon Steensland oder Death Organ ist Catweazle auf jeden Fall mehr zugänglich für die Allgemeinheit und eine weitere sehr gute Produktion aus Skandinavien. Wie heißt es so schön in der Eigenwerbung "The CD label dedicated to timeless sounds". Nach einem sehr schönen Gitarrenintro, ergänzt durch Chorgesang, folgt mit "Just like anyone" sinfonisch-melodischer Neo Prog, bei dem eine hymnische Gitarre, wie auch schwerfällige Hammondakkorde nicht fehlen. Eine düstere Überleitung führt dann ins instrumentale "Gulag". Vom Klangbild drängt sich ein Vergleich zu ELP's "Black moon". Zur Auflösung rutscht man gegen Ende wieder zu sinfonischen Klängen. So ist auch das nachfolgende zweigeteilte "Astray / Audience" eine Mischung kräftigen Hammond- und Mellotronklängen, sowie melodischen, bis hin zu ruhigen Zwischentönen, wie z.B. Möwengekreische. Neben der kompakten Produktion überzeugen auch die Musiker, sowohl an ihren Instrumenten, wie auch Keyboarder und Sänger Michael Thörne "an den Stimmbändern". Bei "Walk on waves" wird auf kanonartigen Chorgesang zurückgegriffen, bevor man zum wiederholten Male auf den bereits zuvor gehörten melodischen Neo Prog überschwenkt. Dazwischen werden immer wieder spannungsgeladene Hammondakkorde eingestreut, die den Kompositionen die nötige Tiefe und Abwechslung geben. Catweazle scheinen auch eine Vorliebe für Geräusche (Gewitter, Vogelgezwitscher) zu haben, die fast jedem Lied zugemischt werden. So beginnt z.B. "Suntanned in the shadows" mit verfremdeten und bedrückend wirkenden Atemgeräuschen, um danach auf 6 Minuten alle Stärken dieser Band zu zeigen: eine abwechslungsreiche und spannungsgeladene Komposition, angereichert durch gute Soli von Keyboard und Gitarre, was will man mehr? Die Abwechslung aus hauptsächlich melodischem Neo Prog, schönen Akustikparts und Hammondakkorden machen den Reiz dieser CD aus. Wer also nicht nur düstere Klänge aus Nordeuropa bevorzugt, der sollte sich mal mit Catweazle beschäftigen.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996