CD Kritik Progressive Newsletter Nr.9 (06/1996)
Y? - Why
(22:13, Privatpressung, 1994)
Bei so vielen "Warum" im Gruppennamen und Plattentitel, sowie der Bemerkung auf dem Booklet "Auf einen Stil konntet ihr euch wohl nicht einigen?!", ist es wirklich schwierig, diese Band in eine der bekannten Schubladen zu stecken. Aber warum muss man auch immer nach einem Stil suchen? Bei Y? handelt es sich um eine vierköpfige Band aus Bayern, deren erste Gehversuche schon aus dem Jahre 1994 stammen. Beim Studiobesuch von High Wheel stolperte ich zufällig über diese CD, da sie im gleichen Studio wie das neue Werk von High Wheel aufgenommen wurde. Inhaltlich wird hier nicht unbedingt Prog Rock aus den bekannten Zutaten geboten, vielmehr ist dieser rund 22-minütige Ausflug geprägt von vielerlei Stilen. Überraschend sowohl die gute Produktion, wie auch die abwechslungsreichen Arrangements der einzelnen Kompositionen. Der Opener "Well, my friend" swingt beschwingt und fröhlich vor sich hin, geht aber noch als einigermaßen "normale" Musik durch. Doch schon hier gibt es den vereinzelt auftauchenden, sehr schön abgestimmten Chorgesang, der ebenso bei den weiteren Stücken nicht fehlt. "Yearning for silence" bietet auf ausführlichen 10 Minuten dann eine ausgedehntere musikalische Reise. Das Intro drückt mit düsteren Klängen heftig die Stimmung, doch erheben sich darüber Klavier und Gitarre, um das Lied in eine abwechslungsreiche, wenn auch rockigere Richtung zu führen. Der Gesang klingt zerbrechlich, erreicht aber durch technische Verfremdung bedrohliche Spannung und geht über zum sehr schönen Chorgesang. Im Mittelteil ruhige Flötentöne untermalt von der akustischen Gitarre. Im weiteren Verlauf wird sich noch in sinfonische Dramatik durch Keyboards und Gitarre gesteigert. "Fallen for fall" beginnt als melancholisches, sehr ruhiges Klavierstück, um in einem fulminanten, wenn auch moll-lastigen Gitarrensolo zu gipfeln. Beendet wird dieses Lied wieder durch Klavier und Gesang. Leider gab es seit dieser Mini CD nicht mehr von dieser Band zu hören. So bleibt zu hoffen, dass sich Y? bis heute auf einen Stil festgelegt haben und sich dieser auf die letzten beiden Songs bezieht.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996