CD Kritik Progressive Newsletter Nr.9 (06/1996)

Quest - Opposite side of the picket fence
(56:14, QT, 1994)

Hieß es in der Kritik in einem anderen deutschen Prog Magazin über diese CD, wer nun eigentlich dieses musikalische Werk bräuchte, gebe ich mit dieser Kritik die Antwort. Das Empire, äh...Entschuldigung, der Progressive Newsletter schlägt zurück! Quest ist eine amerikanische Band, die bereits seit 1985 besteht. Mit "Opposite sides of the picket fence" liefert man den ersten offiziellen Longplayer ab, nachdem man sich bisher auf die Veröffentlichung von Demos konzentriert hatte. Diese Band bestätigt wieder mal sehr offensichtlich, dass jenseits des Atlantiks einfach bessere Qualität produziert und gespielt wird. Nun erfinden Quest den Prog Rock absolut nicht neu, sondern liefern eher soliden, typischen amerikanischen Mainstream Prog ab, doch vom inhaltlichen her gibt es z.B. in Deutschland momentan leider keine Band, die diesen Standard erreichen kann. Schöne Melodien, sowie balladesker Wohlklang wechseln ab mit rockigeren Passagen und progressiven Ansätzen, die streckenweise, wie die Presse Info der Plattenfirma vernehmen lässt, auch mal nach Rush (Anfang der 80er) klingen. In dieser Info fällt auch der Name Yes, doch bis auf die Ehre, bei deren "Talk" Tour in Cleveland im Vorprogramm spielen zu dürfen, kann ich leider keine Gemeinsamkeiten erkennen. Dann schon eher zurück zum Trio aus Toronto. Die Ähnlichkeiten zu Rush rühren daher, dass Sänger Allen McKenzie manchmal nach Geddy Lee ohne dessen extreme Falsettstimme klingt, während er mich in den seltenen Kreischpassagen an Sebastian Bach (ja, der heißt wirklich so!) von der US-Combo Skid Row erinnert. Zudem hat "Four in the morning" ziemliche Parallelen zu Marillion's "The party" vom "Holiday in Eden" Album. Doch genug der Verweise zu anderen bekannten Bands. Das langjährige Zusammenspiel und die Erfahrung der Musiker kommen nämlich auch den eigenständigeren Kompositionen zu Gute. Quest erschaffen Aufbau und Struktur, Lieder und Melodien, die gut ins und nicht gleich wieder aus dem Ohr gehen, sondern dabei auch hängen bleiben. Um nun die Frage vom Anfang zu beantworten, wer diese CD braucht, rate ich allen, die auf qualitativen Rock mit progressiven Strukturen stehen, doch Quest eine Chance zu geben.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996