CD Kritik Progressive Newsletter Nr.9 (06/1996)
Malombra - Our lady of the bones
(77:46, Black Widow, 1996)
Eine auf den ersten Blick recht eigenartige Veröffentlichung aus dem Land südlich der Alpen will hier die Aufmerksamkeit des Zuhörers erhaschen. Da gibt es neben dem seltsamen Cover auch noch Musiker, die sich Mercy, Stonehenge oder Fabrio Casanova nennen, sowie ein runenartiges Schriftbild der Texte, für welches ja auch andere italienische Gruppen wie Asgard oder Devil Doll eine Vorliebe zu haben scheinen. Doch setzt man sich mit Malombra näher auseinander, verpufft recht schnell das Eigenartige und zurück bleibt nur ein zäher Beigeschmack. Eingelullt durch ein südamerikanisches Intro tief aus den Anden, beginnen die sechs Südländer mit ihrer Mixtur aus einer Prise Grusel Prog à la Devil Doll, etwas Space Rock und härterem Neo Prog. Jedoch kommt es im Verlaufe der CD zu einem Überhang der letzten Spielart. Die zu Beginn eingeschlagene Mischung klingt bei Lied 2 "Magna mater" noch recht nett, da man mit Keyboardgezwitscher und unverständlichem Sprechgesang in Richtung Jacula und den bereits oben erwähnten Meistern der Horror Musik zielt. Doch übergeleitet durch ein Gameboy-mäßiges Soundspektakel folgt dann das, was diese CD auf Dauer leider recht nervig und langweilig macht. Bombastisch und gitarrenlastig, unterbrochen von gelegentlichen Keyboardeinsätzen wirkt die Musik einfach etwas uninspiriert. Sänger Mercy führt mit seinem recht emotionslosen Gesangskünsten auf Dauer zum Schließen der Ohren. Ein leidiges Thema, aber entweder sollten Malombra den Sänger rausschmeißen oder es doch lieber bei Instrumentalmusik belassen. Denn instrumentale Qualitäten sind zweifelsohne vorhanden, man müht sich redlich, versucht die Kompositionen abwechslungsreich zu gestalten und vergreift sich auch an mehreren Longsongs (8:07, 11:39, 19:13), doch echte Stimmung will nicht aufkommen. Die Songs sind einfach zu durchsichtig und dümpeln mir zu inhomogen und unausgewogen vor sich hin. Prägnant sind gelegentliche Keyboardsoli und die eher härtere und aggressive Grundstimmung der Musik. Da wohl jetzt jeder erkennen konnte, dass mir "Our lady of the bones" kräftig auf die Knochen ging, bleibt es für mich schwierig eine Empfehlung auszusprechen. Deshalb nur so viel: die Produktion und der Sound sind okay, die musikalische Umsetzung nicht gut, aber einigermaßen gekonnt, jedoch macht der Gesang wieder mal alles total kaputt. Oder um es mit dem letzten Lied zu sagen: "Lost in time, lost in space and in the meaning". Aber trotz alledem gibt es doch Leute (z.B. T.J.), denen diese Scheibe gut gefällt. Deshalb bei eventuellen Rückfragen bitte direkt an Herrn Jörger (Zitat: "Du hast ja wieder keine Ahnung") wenden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996