CD Kritik Progressive Newsletter Nr.8 (03/1996)

Devil Doll - Dies irae
(45:53, Hurdy Gurdy Records, 1995)

Was lange angedroht wurde, ist nun zur grausamen Wirklichkeit geworden. Nach einer Ankündigungszeit von über einem Jahr, kehren jetzt endlich die definitiven Vertreter des Horror Prog auf die Bildfläche zurück. Die Botschafter der düsteren Nachrichten aus Slowenien ziehen dabei wieder mal alle Register, denn Devil Doll bieten den garantierten Prog Grusel. Alles was die Fürsten der Finsternis hier musikalisch abliefern, allen voran natürlich wieder der grauenhafte Sprechgesang von Mr.Doctor, lässt das Blut in den Adern gefrieren. Wem Devil Doll bisher gefallen hat, braucht hier nicht weiterzulesen, da sowieso Kaufzwang besteht, für den Rest nachfolgend die Analyse dieses wirklich eigenartigen Werkes. Devil Doll beziehen ihren Reiz daraus, dass sie eine sehr eigenwillige musikalische Mischung abliefern. Ihre Musik ist für jeden Horror Streifen zu gebrauchen, da sie inhaltlich sehr dunkel und bedrohlich klingt. Dazu gesellt sich der komische Sprechgesang von Mastermind Mr.Doctor, zwar gewöhnungsbedürftig, aber hervorragend passend zur Musik. Weitere schreckliche Zutaten sind das Philharmonische Orchester von Slowenien, sopraner Operngesang, eine Orgel am Rande des Wahnsinnes, Arrangements, die von bedrohlicher Ruhe bis hin zu leicht härteren, wie auch sinfonischen Prog Einlagen reichen und Zitate aus Filmmusiken, wie z.B. Alfred Hitchcocks "Psycho". Dabei sind die recht gruftigen Stimmungen das Hauptmerkmal dieser Stilmischung. Gelegentliche opernhafte Einlagen von Soprangesang und Männerchor unterstützen den Charakter dieser Musik. Mich begeistern hauptsächlich die Passagen, wo die Band (Violine, Schlagzeug, Gitarre, Bass, Keyboards) aus sich heraus geht und abwechselnd von Orchester, wie auch Gesang begleitet wird. Dazwischen dann aber mehr sehr zurückhaltende Kompositionen, die dem Gesamtwerk einen leicht Soundtrack mäßigen Charakter geben. Die 16 Einzeltitel gehen nahtlos ineinander über, womit diese CD eigentlich nur aus einem Stück besteht. Sehr eigenwillige Musik, ein gelungenes Booklet, beste Soundqualität fürs Geld, was will man mehr. Wer sich mit Devil Doll anfreunden kann, wird einen schaurigen Musikgenuss haben, jedoch ist dies wirklich starker Stoff, der nicht von jedem zu genießen ist.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996