CD Kritik Progressive Newsletter Nr.8 (03/1996)

Déjà Vu - Between the leaves
(55:28, Research Records, 1976)

Da wurde mal wieder sehr tief in die Mottenkiste gegriffen und heraus kam dieses mal eine norwegische Gruppe namens Déjà Vu. Dem gebildeten Prog Konsumenten fällt doch gleich eine andere Gruppe dieses Namens aus Japan ein. Doch haben die Männer aus dem Land der aufgehenden Sonne und diese wackeren Wikinger überhaupt keine Gemeinsamkeiten. Vielmehr ist auf "Between the leaves" wirklich toller 70er Jahre Prog zu hören. Schon beim Opener "Burning bridges" knarrt es kräftig im Gebälk, die Geister aus längst vergangenen Zeiten springen erfreut aus der Gruft und lauschen genau den Klängen, die man von einem Album aus dieser Zeit erwarten darf. Verstaubte Klänge aus dem Synthesizer, tolle Gitarrenarbeit, Bass und Schlagzeug rumpeln prima vor sich hin und eine Produktion, die überaus gefällig leicht vor sich hinrauscht. Um es auf einen Nenner zu bringen, dieses Stück ist wirklich bester 70er Jahre Prog, der auf Anhieb begeistert, einfach gut. Leider lascht der Rest des Albums gegen diesen fulminanten Beginn erheblich ab. Beim nachfolgenden Titelsong wird man mehr melodischer und schlichter, doch ein Synthesizer aus den klanglichen Anfängen dieses Instrumentes, holt einen gleich in die richtige Zeit zurück. "Free man" dagegen schwächelt schon etwas mehr ab. Hendrix mäßig wie bei "Voodoo child" wird auf der Gitarre gespielt, doch erinnert das Gesamtwerk an eine ruhige, aber etwas schlechte Uriah Heep Kopie. Das abschließende Gitarrensolo versöhnt aber dennoch. "Flying" wird getragen von synthetischen Klängen. Man fliegt langsam davon, um dann durch Gitarre und Gesang Flügel zu bekommen und letztendlich sanft zu landen. "Somebody cares" ist eine überaus schöne Zeitreise, die mit Keyboards beginnt, sehr melodisch weitergetragen wird, beim Gitarrensolo wird es doch dann wieder deutlich progressiver, ohne jedoch die Klasse von "Burning bridges" zu erreichen. Die abschließenden Titel "Time" und "Visions of Nirvana" sind dann nur noch netter melodischer Rock aus alten Zeiten. Für Freunde von melodischen, progressiven Scheiben, die schon mehr als 20 Jahre auf dem Buckel habe, eine wirklich hörenswerte Angelegenheit, sowohl vom Inhalt, als auch von der Länge.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996