CD Kritik Progressive Newsletter Nr.8 (03/1996)
The Ancient Veil - The Ancient Veil
(60:40, Mellow Records, 1995)
Nur dadurch, dass man ein Album in einem Studio namens "New Musical Box" aufnimmt, hat man noch lange nicht die Gewähr nach Genesis, geschweige denn irgendwie progressive zu klingen. Was hier die beiden Hauptverantwortlichen Alessandro Serri an Gesang, Gitarre und Flöte, sowie Edmondo an allerlei Gebläse und ihre Gastmusiker abliefern, will zwar ambitioniert klingen, hat aber leider einige Mängel aufzuweisen. Abzüge in der B-Note gibt es erst einmal für den wirklich fast unverständlichen Gesang in englisch. Ach Alessandro, wärest Du doch lieber beim Italienischen geblieben. Die Kompositionen sind zwar sehr ordentlich produziert und auch gut gespielt, doch bleibt man recht verhalten beim gleichen Schema, nur gegen Ende packt man endlich den progressiven Überraschungssack aus und wird gleich um Klassen besser. Gerechterweise aber noch zu den guten Absichten. Die Musik wird sehr stark von den mehr akustischen Instrumenten, wie Flöte oder Saxophon getragen, ist recht melodisch und sehr schön anzuhören. Dazu noch etwas Violine, Viola, Cello und fertig ist die leicht mittelalterliche Mischung aus viel Folk, einer gehörigen Portion Klassik und recht wenig Prog. Aber sobald sich Alessandro mit seiner leicht zerbrechlichen Stimme an der Zerstörung der englischen Sprache versucht, graust es mir gewaltig und ich suche verzweifelt auf der Fernbedienung nach der Skip Taste. Das einzig vokale Meisterwerk ist das nur von einem gemischten Chor gesungene "Walking around". Erinnert mich entfernt an "Rawhide" von den Blues Brothers. Aber das ist ja nun definitiv eine ganz andere Art von Musik. Mit diesem Werk katapultieren sich die zwei von The Ancient Veil sicherlich nicht an die Spitze der italienischen Folk-Prog-Charts. Wenn das Album rein instrumental gewesen wäre, hätte man bestimmt etwas mehr daraus machen können. Wenn eben das Wörtchen "wenn" nicht wäre.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996