CD Kritik Progressive Newsletter Nr.8 (03/1996)
This is an orange
(66:37, Briskeby Records, 1995)
Über diesen Sampler zu schreiben, war eine recht zwiespältige Entscheidung. Einerseits befinden sich auf ihm einige recht interessante Progressive Rock Bands Skandinaviens, zum anderen hat die CD nur eine limitierte Auflage von 250 Stück, ist somit absolut rar und nur sehr schwer bis gar nicht zu bekommen. Enthalten sind 11 Bands, teils bekannt, teils unbekannt. Neun Aufnahmen sind aus dem Zeitraum von 1992 bis 1995, daneben noch zwei ältere Stück von 1978 bzw. 1980. Doch nun zu den einzelnen Interpreten. Es geht los mit zwei mir unbekannten Bands: Ravana und Crome Yellow. Ravana überzeugen mit leicht düsterem Gitarrenrock, der sowohl einen leichten Schuss Gothic, wie auch etwas Jazz Rock enthält. Ein kurzer Zwischenteil mit aggressiven Gitarren und Soundsequenzen geht dann tendenziell in Richtung Prog Metal. Insgesamt sehr interessant, das macht Lust auf mehr. Crome Yellow sind im Gesamten da schon etwas ruhiger. Der etwas eigenartig klingende Gesang wird von schönen Flötentönen untermalt. Ein treibender Bass leitet über in ein fulminantes Gitarrengewitter der drei Gitarristen, welches plötzlich von Saxophon abgelöst wird. Es folgen Fruitcake mit "How to make it?" von der gleichnamigen CD, die bereits bei Cyclops erscheinen ist. Sie bieten soliden, melodiösen Neo Prog der besseren Sorte, sind meiner Meinung nach zwar nett, aber nicht überragend. Ab Intra gehen ungefähr in die gleiche Richtung, klingen aber etwas atmosphärischer und am Anfang auch sehr kraftlos. Bei zunehmender Laufzeit ist durch Rhythmus, Keyboard- und Gitarrensolo aber dennoch eine Steigerung zu verzeichnen, wobei der Gesang weiterhin recht dünn wirkt. Crack Of Ice fangen mit Blues Rock an, bei dem die Hammond absolut gigantisch heult, wechseln dann gekonnt in progressivere Gefilde, hauptsächlich geprägt durch die Tasten, mal synthetische Keyboardsounds, dann wieder fette Hammondakkorde. Man endet wieder beim Blues Rock - eine gekonnt gespielte Mischung. Die nachfolgenden Winterland sind eindeutig in den Bereich normale Rockmusik einzuordnen. Es schimmert etwas Queensryche durch, also handwerklich guter Rock, dem etwas Anspruch eingehaucht wird, beileibe jedoch nicht progressiv. Das längste Lied der CD mit 11 Minuten stammt von den etwas bekannteren Manticore. "The maiden" von ihrem Album "Time to fly" ist sinfonischer Neo Prog mit Ursprüngen in den 70er. Da bereits über deren Album in anderen Heften ausführlich berichtet wurde, schweigt hier der Schreiber. Es folgen die Oldies des Samplers: Villblomst und Folque. Die ersteren sind zwar melodisch, ein leicht holpriger Rhythmus sorgt jedoch für Abwechslung. Gute musikalische Fähigkeiten werden in eine durchschnittliche Komposition eingebracht. Folque beinhalten in ihrem Namen auch gleich ihren Stil. Folk Rock der stillen Sorte, getragen von schönen Melodien, einem leicht klassischen Gewand, einfach sehr schön anzuhören. Als krönender Abschluss noch zwei Cover Versionen alter King Crimson Stücke. "Moonchild" von Orchid Garden und "Cirkus" von Anekdoten. Vor allem Anekdoten überzeugen wieder mal auf ganzer Linie und sorgen so für einen versöhnlichen Abschluss dieses Samplers.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996