CD Kritik Progressive Newsletter Nr.8 (03/1996)

SBB - Welcome
(46:16, Lion Records, 1978)

Beim Kramen in der Oldiekiste finde ich immer wieder Bands, die ich leider noch nicht kenne, über die es sich jedoch lohnt zu schreiben. SBB stammen aus Polen und wenn ich sehe, dass ihr Album bei Conny Plank gemixt wurde, dann bürgt dies zum einen für Qualität, zum anderen deutet dies irgendwie darauf hin, dass diese Band wohl damals etwas bekannter gewesen sein muss. Man möge mir meine Unwissenheit aufgrund meines Alters verzeihen, da ich zur damaligen Zeit eher mit meinen schulischen Noten gekämpft habe, anstatt mich um progressive Musik aus Polen zu kümmern. Andererseits kann ich so natürlich völlig unvoreingenommen diese CD beurteilen. Dann beginne ich mal beim beliebten Spiel, welche Vergleiche mir beim ersten Anhören aufgefallen sind. Da wären als erstes mal eine klitzekleine Prise ELP und UK bei "Walking around the stormy bay". Ein Stück Musik, welches instrumental von melodischen sehr ruhigen Klaviertönen, bis hin zu dramatischen Keyboardsoli mit sinfonisch bombastischen Aufbau einiges bietet und damit das absolute Highlight der CD darstellt. Dann wäre da ein bisschen Pink Floyd, mit toller Gitarrenarbeit untermalt durch schwebend ruhige Klänge aus den Tasteninstrumenten bei "Lonel Yness". Die mit gutem englischen Gesang recht ruhigen Stücke - meist ohne Schlagzeug - wie z.B. "Why no peace" oder "Welcome warm nights and days" (dessen Anfang erinnert mich irgendwie an Nilssons "Without you") sind wunderbar melodisch, aber doch einen kleinen Tick zu langweilig. Zwar schön anzuhören, jedoch ohne mitreißende Dramaturgie und Überraschungen. "How can I begin" ist zwar musikalisch ähnlich, beinhaltet zusätzlich noch ein gelungenes anschwellendes Georgel. Daneben auch musikalisch mit eher Unwichtiges wie "Rainbow man", welches ohne jeglichen Vergleich vor sich hindümpelt, um zum Schluss noch leicht bluesig auszuklingen. Dies ist auch der allgemeine Kritikpunkt: SBB beginnen sehr stark, bauen leider im Verlauf von "Welcome" ab. Somit zum allumfassenden Schlussresümee: sehr viel ruhiges, mit etwas Bombast, dominierend dabei die schwarzen und weißten Tasten, auf dem Schlagzeug wird, sofern es auftaucht, für eine filigrane Grundlage gesorgt und ab und zu darf der Sechssaiter glänzen. Kein überragendes Meisterwerk oder eine besondere Empfehlung, jedoch abwechslungsreich und gut gespielt.

Kristian Selm



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