CD Kritik Progressive Newsletter Nr.8 (03/1996)
Sagittarius - Sanity of madness
(53:02, Voices Of Wonder, 1995)
"Wir sind keine Computer! Manch mögen denken, dass wir eine Prog Band sind. Wir sind es nicht. Wir machen Musik an die wir glauben und alles andere ist egal." Wer mit solchen Ankündigungen seine CD schmückt, will zeigen, dass er nicht in eine Schublade zu stecken ist. Die Plattenfirma ist dagegen nicht so konsequent und vergleicht Sagittarius aus verkaufstechnischen Gründen teilweise mit Iron Maiden, Queensrÿche und Dream Theater. Und was soll ich sagen, sowohl Gruppe, als auch Plattenfirma haben teilweise recht. Diese norwegische Band, die aus einem kleinen Ort aus dem hohen Norden am Polarkreis kommt, heizt kräftig ein. Sänger Nicko hat eine typische Heavy Shouter Stimme und klingt in den aggressiveren Passagen ex-Iron Maiden Sänger Bruce Dickinson nicht unähnlich. Das ist aber auch schon alles, was die "Eiserne Jungfrau" aus England erinnert. Musikalisch geht es grundstimmungsmäßig recht düster zu. Moll-lastige Akkorde werden fast permanent geboten, klanglich rutscht man in kurzen Passagen in Richtung Doom Metal. Meist jedoch bleibt es klassischer Metal, hymnische Melodien mit typischem Heavy Gesang und natürlich darf auch die obligatorische Ballade nicht fehlen. Doch werden rhythmisch gelegentlich einige Bocksprünge vollzogen und auch Keyboardsoli von rasiermesserscharfen Gitarren untermalt erinnern so kurzfristig an Dream Theater, wobei die fünf Norweger noch eine Spur aggressiver sind. Das Hinzuziehen des Keyboards ist die ideale Ergänzung, da damit Stimmungen unterstütz werden, genauso aber durch Soli das ewige Gitarrengeschrubbe etwas aufgelockert wird. Um nun zur Eigenbeurteilung der Gruppe zu kommen: mit reinem Prog hat diese Musik nicht sehr viel zu tun. Jedoch bekommt diese metallische Mixtur durch allerlei interessante Zutaten die genügende Würze und passt so doch noch in die Schublade des Prog Metal mit mehr Betonung auf Metal. Als Zusammenfassung sei gesagt, dass der musikalische Inhalt zum Großteil echter Metal ist, der jedoch auch Freiraum für vertrackte, wie auch typisch nordisch-düstere Strukturen lässt und damit bei Freunden der härteren, metallischen Sparte Zustimmung finden sollte. Wem aggressive Saitenbearbeitung auf den Geist geht, sollte tunlichst die Finger von diesem Album lassen!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996