CD Kritik Progressive Newsletter Nr.8 (03/1996)
Jean-Paul Prat - Masal
(76:27, Musea, 1982)
Als Re-Release präsentiert Musea diesmal ein Werk aus dem eigenen Land. Die CD besteht aus dem 42-minütigen(!) Mammutwerk "Masal" der gleichnamigen Gruppe und vier insgesamt 34 Minuten langen Bonustracks, für die sich hauptsächlich Schlagzeuger Jean-Paul Prat zuständig fühlt. Hier bekommt man wirklich einiges an Musik für sein Geld, jedoch fallen die Bonustracks im Vergleich zum Hauptwerk ab, da sie wesentlich spartanischer arrangiert sind und "nur" noch reinen Jazz Rock bieten. Als Vergleich fällt im Booklet ziemlich oft der Name Magma, wobei ich jedoch wiedersprechen muss, da es nicht ganz so abgedreht und chaotisch zugeht. Die 14-köpfige Band, bestehend aus Jean-Paul Prat am Schlagzeug und Piano, sowie drei Gitarristen, zwei Keyboardern, Bass, Percussion und einer 6-köpfigen Bläserabteilung, bietet einen bombastischen, orchestralen Sound, der durch die vielen Instrumente für einen absolut vollen Raumklang sorgt. Das Ganze geht in die Richtung Jazz Rock, teilweise vergleichbar mit Soft Machine. Ruhige Liedteile lassen aber auch eine Zuordnung zum melodischen Prog Rock zu, wobei die Melodien zwar eingängig, jedoch leicht jazzig und nicht voraussehbar langweilig sind. Abwechselnd übernehmen verschiedene Instrumente die Führung, auch wird die Stimme kurzfristig als gleichberechtigtes Instrument eingesetzt. In diesen Fall bedeutet dies, dass sich unverständlich vor sich hinröchelt, deswegen wahrscheinlich unter anderem der Vergleich zu Magma. Tempomäßig wechseln sich die besagten ruhigen Teile mit absolut voluminösen Bombastteilen ab, doch wird auch mal kräftig abgerockt und die Gitarre fetzt richtig rein. Die Blasinstrumente erklingen meist im Hintergrund und sorgen durch langgedehnte Akkorde für die bedrohlich, angespannte Grundstimmung. Doch dürfen auch mal Saxophon oder Flöte solistisch glänzen. Das vorgelegte Tempo ist nie hektisch oder aggressiv, sondern größtenteils im mittleren Bereich angesiedelt. Der Aufbau des Hauptwerkes "Masal" wird durch an- und abschwellende Instrumentierung geprägt, ist somit in etwa mit einem klassischen Werk vergleichbar. Wer auf der Suche nach etwas anderen, neben dem reichhaltigen Angebot aus dem Prog Dschungel ist, es aber nicht zu abgedreht haben möchte, sollte es mal mit dieser verträglichen, klanglich mächtigen Jazz Rock Mixtur versuchen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996