CD Kritik Progressive Newsletter Nr.8 (03/1996)

Wittox O'Hara - The surrealist
(58:19, Ipso Facto, 1994)

Ein Album aus dem fernen Kanada, welches fast völlig alleine von Wittox O'Hara eingespielt wurde. Ein Soloalbum im Alleingang muss ja nicht unbedingt schlecht sein, wie uns Mike Oldfield auf einigen, vor allem älteren Werken bewiesen hat. Doch leider wird hier diese Klasse nicht erreicht, obwohl kurze Passagen ganz entfernt an den Multiinstrumentalisten aus good old England erinnern. Die CD besteht nur aus zwei Liedern: "Indelebile" (21:55) und "The surrealist" (36:46). Jedoch ist in der Musik keine echte Entwicklung und Weiterführung erkennbar, die die Länge der Titel gerechtfertigt hätte. Der sterilen Atmosphäre von programmiertem Schlagzeug, Percussion und Bass, wird durch gelegentliche, ziemlich free-jazzige Saxophoneinlagen auch nicht übermäßig viel Leben eingehaucht. Dominant ist die Gitarre, meist akustisch, ab und zu auch mal etwas deftiger und dann elektrisch. Der ganzen Musik eine Stilschublade zu geben fällt schwer. Die Aneinanderreihung von verschiedenen Fragmenten wirkt auf mich eher willkürlich, als streng durchstrukturiert. Mal klingt es ziemlich avantgardistisch anspruchsvoll, kurz sind auch jazzige, wie rockigere Parts zu vernehmen, jedoch fehlt mir einfach der innere Zusammenhalt. Somit ist diese CD nur für einen sehr begrenzten Zuhörerkreis zugänglich oder kann wieder mal als Soundtrack für irgendwelche pseudo intellektuelle Filme benützt werden. Doch frage ich mich langsam, wer die ganzen Filme zu den in letzter Zeit immer häufiger auftretenden eigenartigen Scheiben drehen soll.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996