CD Kritik Progressive Newsletter Nr.8 (03/1996)
Nuova Era - Il passo del soldato
(53:42, Pick Up Records, 1995)
Als eine der bekanntesten italienischen Prog Rock Bands von der Plattenfirma vorgestellt, hatten es Nuova Era zu ihren besten Zeiten sogar geschafft, von EMI unter Vertrag genommen zu werden. Doch diese Zeiten sind vorbei und so schwelgt man im Vergangenem, was sich auch in der Musik widerspiegelt. Dies ist die italienische Variante des Progs in einer Spielart, die schon gut 20 Jahre zurückliegt. Alle Fans der 70er also aufgepasst! Wer so tief in der Mottenkiste rumsucht, greift damit zwangsläufig auf einige Zutaten zurück, die diese Reise zum reinen Nostalgietrip werden lassen. Die Arrangements klingen etwas altbacken, es krächzt die Hammond und gelegentlicher mediterraner Gesang rundet das Ganze ab. Da gänzlich auf Gitarre verzichtet wird, ist die Keyboarddominanz geradezu erschlagend. Doch wohlgemerkt, Walter Pini, der sich gleichzeitig für die Komposition der Musik zuständig fühlt, beherrscht die Bedienung der weißen und schwarzen Tasten in allerlei Klangvariationen. Neben der allgegenwärtigen Hammond, erklingen sowohl Klavier, als auch etliche Synthesizer und Keyboardsounds. Jedoch fallen mir im Gesamtsound kleinere Mängel auf, die die Musik nicht absolut perfekt klingen lassen. Liegt's an der etwas schwächeren Produktion oder will man gewollt nicht perfekt und damit vielleicht zu steril klingen? Da ich darauf keine Antwort habe, gehe ich mal geflissenhaft über diesen Punkt hinweg. Ebenfalls erspare ich mir jeglichen Kommentar über das schlecht gemalte Cover. Dann schon lieber wieder zur Musik. Die Sounds aus dem elektronischen Wunderkasten klingen manchmal sehr Keith Emerson ähnlich, ohne dass Nuova Era jedoch unbedingt eine ELP Kopie sind. Wer aber Vorbild von Signore Pini zu sein scheint, ist recht offensichtlich. Nun kann man Nuova Era zwar vorwerfen, dass sie zeitlich einfach stehen geblieben sind, aber ihre Fans werde dies mit Genugtun feststellen. Wem noch nie 70er Prog Made in Italy gefallen hat, wird auch mit dieser CD seine Schwierigkeiten haben.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996