CD Kritik Progressive Newsletter Nr.8 (03/1996)
Nirgal Vallis - Y murio la tarde
(45:18, Musea, 1984)
Wieder einmal ein Musea Überraschungspaket: schmuckes Büchlein, schönes Cover (vielleicht ist das Bild doch etwas kitschig) und viel Lesestoff im Booklet. Während man sich durch die diversen Begleitnotizen der Musiker und ihrer Freund durchliest, läuft die CD nahezu unbemerkt im Hintergrund ab. Nirgal Vallis ist eine Band aus Mexiko, die es Dank Musea jetzt zu einem Reissue ihrer zehn Jahre alten Aufnahmen gebracht haben. Und weil das sonst eine 20 Minuten CD geworden wäre, hat man sich kürzlich reformiert und noch ein paar eher belanglose Titel dazu aufgenommen. Die wie immer opulent und liebevoll von Alain Robert gestaltetet CD ist denn auch etwas für knochenharte Musea Fans, und für diejenigen, die beim Besuch der IWE-Schwiergmutter (irgend-wann-einmal) sich die Zukunft nicht mit Auflegen einer Dream Theater CD versauen möchten. Geboten wird stiller, bescheidener Prog Rock, der auf musikalisch heftigere Ausbrüche oder gar Gitarrenattacken gänzlich verzichtet. Es plätschert halt eben ganz nett vor sich hin, mal mit Violine oder auch mit Mandoline, und die nette, aber ebenso unauffällige Stimme von Claudia Martinez de Alba sorgt dafür, dass diese Musik niemanden wehtut. Wobei es natürlich nicht heißt, dass "Y murio la tarde" eine schlechte CD ist (es gibt nämlich keine schlechte Musea CD, merkt Euch das!), wenn man sich diese Scheibe aber kauft, sollte man wissen, dass es gemächlich zur Sache geht und man eher das Äußere der CD in Erinnerung behalten wird, als die Musik. In manchen Passagen erinnert mich das Ganze sogar ein wenig an Didier Lockwood. Für Sammler und Komplettisten internationaler Prog Versuche eine Bereicherung, und für Leute, die zu dieser Musik ganz entspannt den neuen Playboy lesen wollen - ist ja schließlich aufregend genug , gell? Um aber nicht missverstanden zu werden: dieses ist keine New Age Platte, man könnte es als Prog Rock mit folkloristischen Elementen bezeichnen. Was Exotenprog betrifft, so würde ich eher die CD der Band Osiris aus dem Bahrain empfehlen. Nirgal Valiis reißen mich im Vergleich dazu nicht aus dem Sessel. Oder wenn's Mexiko sein muss, dann Cast!
Stefan Kost
© Progressive Newsletter 1996