CD Kritik Progressive Newsletter Nr.8 (03/1996)

Mathematicians - Irrational numbers
(34:44, Privatpressung, 1994)

Aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten kommt eine Band, die zwar vom Können her viel bietet, jedoch leider nichts Überwältigendes für die Erinnerung abliefert. Wenn man schon ohne Gesang arbeitet, dann muss man wirklich einiges drauf haben, damit die gesangliche Lücke nicht auffällt. Vielleicht gab es aber auch die Überlegung: lieber gar keinen Gesang, als schlechten. Musikalisch haben es die anwesenden Musiker wirklich drauf, da schreit die Gitarre, der auch schnellere Melodiefolgen abgerungen werden, der Rhythmus trommelt gekonnt und abwechslungsreich, der Stile sind auch einige vertreten. Mal erklingt ein spanischer, dann wieder ein afrikanischer Einfluss, bestimmend ist jedoch eher Rock mit Jazzanleihen, von kräftig bis zurückhaltend, daneben aber auch melodischer Gitarrenrock. Handwerklich absolut in Ordnung, sind die Kompositionen nett anzuhören, sie glänzen aber weder durch überaus innovative Überraschungen, noch durch begeisternde Spannungsbögen. Man merkt zwar das vorhandene Potenzial, doch wird es viel zu wenig genutzt. Mal hier ein Gitarrensolo, dann wieder in den Fretless Bass gegriffen, das ist mir aber auf Dauer einfach zu wenig. Herausragend ist allein das recht deftige "Frontiers", wo auch mal etwas energischer reingehauen wird. So sind die rund 35 Minuten zwar recht gefällig, jedoch machen sie keinen Hunger auf mehr. Es besteht weder Kaufzwang, noch ist dieses Gruppe ein besonderer Geheimtipp. Ordentlich eingespielt und produzierte Musik, nicht mehr und nicht weniger.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996