CD Kritik Progressive Newsletter Nr.8 (03/1996)
Pär Lindh Project - Rondo
(22:10, Crimsonic, 1995)
Auch in dieser Ausgabe noch mal ein Häppchen Pär Lindh, denn als viel mehr kann man diese Mini CD ja wohl nicht bezeichnen. Das entsprechend der Spieldauer genauso magere Booklet klärt mich auf, dass ich mich gleich beim ersten Lied auf "Rondo" freuen darf, das ja jeden ELP bzw. The Nice Fan bekannt sein dürfte. Und tatsächlich, ohne langes Intro geht es gleich im typischen Galopp Rhythmus los. Hammond und Synthesizer geben sich im Laufe der 7 Minuten ein Stelldichein. Für jeden Tastenvirtuosen ist dieses Stück ein Prüfstein, um zu zeigen, ob man es auch handwerklich drauf hat. Und Pär Lindh besteht die Prüfung wirklich ohne Einschränkungen, wobei ich doch anmerken muss, dass mit das Lied von Altmeister Emerson doch besser gefällt. Aber der ist auch eine Meßlatte, bei der viele Keyboarder einfach drunter durch laufen können, weil sie so hoch liegt. Auf jeden Fall ein sehr vielversprechender Anfang, ein Lied ohne Fehl und Tadel. Damit hat uns der Kandidat gezeigt, dass er handwerklich geschickt ist, nun muss aber in den restlichen 15 Minuten bewiesen werden, dass ihm auch das Komponieren keine Schwierigkeiten macht. Nach einem ca. einminütigen Drum Solo-Intermezzo (das meiner Meinung nach als Standardlänge für alle kommenden Drum Soli der Musikgeschichte festgesetzt werden sollte) begegnet man dem Zweiminuten-Lied "Jazz eruption". Der Titel ist Programm, also wird's etwas jazzig. An sich nicht schlecht, aber von der "Eruption" habe ich leider nichts bemerkt. Na ja, die letzten zwei Tracks konnten ja nicht so ganz überzeugen, aber da kommt ja noch ein 11 Minutenlied, also ist doch noch Hoffnung angesagt, denn wenn's über 10 Minuten geht (wie wir ja von TJ, muss es ja wohl Prog sein. Leider geht dieser Song dann total in die Hose, denn was müssen meine mittlerweile ungeduldigen Ohren vernehmen: endloses Dahintreiben. Das ganze Lied breitet sich über die immerhin 11 Minuten aus, wie zäher Schleim, der nur langsam vorankriecht. Gitarre, Bass, Drums, Melodie oder wenigstens Rhythmus sind Fehlanzeige. Pär spielt ausschließlich an den vielen schönen runden Knöpfen seines Synthesizers und Moogs herum und erzeugt minutenlanges Gewabber, wie es bei der kürzlich bei uns stattgefundenen Esoterik Messe sicher wahre Beifallsstürme ausgelöst hätte. Bei mir löst das aber leider nur den unwillkürlichen Zwang aus, auf der Stelle einzuschlafen. Um der Gefahr, mit dem Kopf in einigen Minuten auf meine Tastatur zu krachen vorzubeugen, habe ich den letzten mir bleibenden wachen Augenblick genutzt, um die Scheibe weg- und mich ins Bett zu legen. Damit ist zwangsläufig auch die Kritik dieses Albums beendet, daher nur noch schnell das Fazit im Telegrammstil: zu kurz - zu viel Seitenfüllerei - zum Ladenhüter prädestiniert. Gute Nacht!
El Supremo
© Progressive Newsletter 1996