CD Kritik Progressive Newsletter Nr.8 (03/1996)
Jeremy - Invisible
(74:00, Jam Records, 1994)
Jeremy Morris kann bereits auf ein recht umfangreiches Schaffenswerk zurückblicken. Grund genug, sich ein wenig näher mit dem Herrn aus Kalamazoo zu beschäftigen. Sein neuestes, eher New-Age-mässiges Werk "Pilgrim's journey" ist vor kurzem auf dem amerikanischen Kinesis Label erschienen, es ist also Jeremy's erste Veröffentlichung außerhalb seiner eigenen Firma Jam Records. Ich möchte aber hier auf ein älteres Opus eingehen, welches noch auf seinem eigenen "Marmeladenlabel" erschienen ist. Vor allem während der ersten Hälfte des Albums dominieren Heavy Gitarren, so dass der Sixties-Eindruck, den ein noch frühes Werk, "Open your heart", hinterlässt, fast verschwunden ist. Lediglich Jeremy's Gesang klingt an einigen Stillen für den harten Sound etwas zu sanft, was aber andererseits für einen interessanten Kontrast sorgt. Bei den gitarrendominierten Heavynummern erinnert er mich sogar ein wenig an Ozzy Osbourne. Insgesamt gibt es 11 Alben von Herrn Morris, wobei "Invisible" die Nummer 704 trägt. Sicherlich interessant (aber auch teuer...), den weiteren Werdegang des Multi-Instrumentalisten zu verfolgen. Auch auf "Invisble" bedient Jeremy sämtliche Instrumente selbst, lediglich für Drums und Percussion ist wieder einmal Mitstreiter Dave Dietrich zuständig. Was die Quantität anbetrifft, wird man bei diesem Album bestens bedient: 74 Minuten Musik werden geboten. Jeder Song für sich ist soweit ok, mitunter sogar hervorragend; lediglich die Abwechslung kommt über die lange Spielzeit von weit über einer Stunde zu kurz. Geboten wird Melodic Rock mit netten Arrangements und eingängigen Refrains, allerdings ohne große Originalität. Reine AOR Fans werden sicherlich ihre wahre Freude an diesem Album haben (besonders wegen der wirklich sehr guten Gitarrenarbeit), wer aber knallhart progressive Töne vorzieht, der sollte die Märker lieber sparen oder sonst wo investieren. Auch auf diesem Album sind Jeremy wieder ein paar tolle Schmachtfetzen gelungen: "Truth won't go away" und "Take a look into my eyes" sind gelungene, einfühlsame Balladen - "Invibsible" dagegen wartet mit recht progressiven Keyboardpassagen auf - wirklich wunderschön. Das Cover ist leider völlig daneben - wer will schon Jeremy mit der Gitarre in der Hand im Wald stehen sehen - und das auch noch unscharf und mit schwarzem Trauerrand...?
Stefan Kost
© Progressive Newsletter 1996