CD Kritik Progressive Newsletter Nr.8 (03/1996)

Iceberg - Tutankhamon
(37:19, Serdisco, 1993)

Diese Scheibe klingt wie frisch aus den End 70ern. Da die Informationen der Plattenfirma äußerst reichhaltig sind (sprich das Booklet besteht aus zwei leeren Seiten) und auch sonst nichts Brauchbares vorzufinden ist, bin ich im Zweifel, ob es sich hier um ein Reissue oder doch um eine Neuaufnahme aus dem Jahr 1993 handelt. Aber nichtsdestotrotz, Iceberg bieten eine interessante Mischung aus zugänglichem Jazz Rock, 70er Hard Rock und Prog Einflüssen, klingen aber soundmäßig etwas antiquiert. Gesungen wird meist in spanisch, ebenso sind drei Lieder in englischer Sprache vertreten. Die Künste des Gesangsmatadors gehen in Ordnung, mediterran expressive eben, das Musikalische ist jedoch besser, wobei zum Glück der Hauptteil des Albums instrumental ist. Man beginnt im Intro "Tebas" mit typischem melodischen Prog der älteren Sorte. Danach erklingt gut gespielter und interessanter Jazz Rock, der mich in die Ecke Rock tendiert. Es geht nicht extrem abgedreht oder jazzig zu, vielmehr bleibt es anhörbar zugänglich, aber trotzdem abwechslungsreich und ab und zu geht doch recht gut die Post ab. Es werden dabei keine wilden Taktwechsel vollzogen, vielmehr ist das Arrangement von Melodieführung und Klangbreit vielschichtig. Auf der anderen Seite Stücke wie "Lying on the sand". Mehr ruhig-rockig-melodisch und mit ganz weitläufigem, leicht progressiven Touch. Instrumentenmäßig ist besonders die Gitarre zu beachten, erinnert mich teilweise an Carlos Santana in seiner Jazzphase. Auch treten einige Keyboardsoli in den Vordergrund und zeigen die gekonnte Beherrschung des Instrumentes. Das kurze Schlagzeugsolo bei "La muerte" ist eher überflüssig, aber das mang auch an meiner generellen Ablehnung von reinem Trommelgeklopfe ohne Überraschungen liegen. Anschließendes Tastengequäle à la Patrick Moraz versöhnt doch wieder. Iceberg seien somit allen empfohlen, die mehr in den 70ern schwelgen, etwas angestaubte Klänge mögen und deren Definition von Prog Rock nicht ganz wortwörtlich zu sehen ist, da hier auch andere Stile vertreten sind.

Kristian Selm



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