CD Kritik Progressive Newsletter Nr.8 (03/1996)
Ghost Of Dawn - Means & delusions
(67:34, WMMS, 1995)
Ist dies die neue Richtung des WMMS-Labels? Waren bereits die letzten CDs des Labels von Mayfair und Livit sehr Metal lastig, so sind Ghost Of Dawn aus Norddeutschland noch eine Spur härter und können nur unter sehr großen Vorbehalt in den Bereich Prog Metal eingeordnet werden. Vielmehr ist dies schon fast reiner, wenn auch abwechslungsreicher Metal oder Hard Rock. Beginnend mit einer verschärften und härteren Brachialattacke auf die Ohren à la Anekdoten, gehen Ghost Of Dawn danach deutlich in die bereits oben beschrieben Richtung. Dabei werden jedoch die Saiten nicht genreüblich bearbeitet, sondern klanglich variationsreiches Gitarrenspiel, sowie auch mal etwas funkiger Bass sorgen für Abwechslung. Da kein Keyboard vorhanden ist, stehen somit die Gitarrenakkorde, sowie natürlich der recht brauchbare Gesang, im Vordergrund. Stilistisch schwankt man zwischen normalen Hard Rock, etwas aggressiveren Heavypassagen und hat klanglich Independent Touch, bietet dabei jedoch nicht immer übliche Schema Strophe - Chorus - Strophe. Im Tempo beschränkt man sich nicht auf Vollgas, sondern schaltet bei Bedarf auch mal ein paar Gänge zurück. Leider fehlt es trotz längerer Stücke an Melodien und Passagen, die länger in den Gehörgängen haften bleiben und ich vermisse die klangliche Abwechslung durch etwaige Keyboardeinlagen, aber das ist natürlich reine Geschmackssache. Mein persönlicher Favorit ist das zweiteilige "Holding Intro" und "There is no holding Chpa 2", welches durch einen recht treibenden Bass, langsamere Rhythmen und Passagen aus Indie und etwas Space Rock glänzt. Über die gesamte Spieldauer wird solide Musik ohne herausragende Soloeinlagen geboten, damit sind Ghost Of Dawn mehr für Freunde härterer Töne empfehlenswert.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996