CD Kritik Progressive Newsletter Nr.81 (09/2014)
Esa Kotilainen - Turquoise Planet
(47:04, Presence Records, 2009)
"Turquoise Planet" ist nicht etwa das Debüt eines aufstrebenden, jungen Talentes, sondern ein weiteres Soloalbum eines alten Hasen der finnischen Musikszene. Kotilainen war unter anderem in den 70ern und auch bei der späteren Reunion als Keyboarder bei Wigwam tätig und arbeitete ebenso mit Jukka Tolonen zusammen. 1977 erschien sein Debütalbum "Ajatuslapsi". Die Booklet-Innenseite zeigt Kotilainen, in Ehren ergraut, zum Fotographen hochblickend und dabei von einer kreisförmig angeordneten Keyboard-Armada umgeben. Doch sowohl das T-Shirt, auf dem sich der Begriff "Jazz" erkennen lässt, wie auch die Wucht von 18 erkennbaren Tasteninstrumenten (u.a offenbar auch ein Mellotron) suggerieren etwas, das leicht in die Irre führt. Jazziges ist auf diesem Album nicht zu erwarten, und wenn man jetzt Wakemanschen Keyboard-Bombast erhofft, liegt man ebenso falsch. Es handelt sich bei den sieben Kompositionen um reine Elektronik-Musik. Und die ist zu einem Großteil auf getragene elektronische Symphonik Landschaften angelegt. Beinahe zwangsläufig suggeriert man den Kontrast zwischen einem kalten, schneereichen Finnland und den überwiegend sehr warmen, melodiösen Tönen. Da sind kaum treibende Sequenzen zu hören, vielmehr geht es um sanft entwickelte sehr atmosphärische Musik. Das mag zwar gelegentlich auch etwas seicht klingen, ist aber ein in sich stimmiges Werk, das man sehr wohl genießen kann, wenn man sich einfach mal zurücklehnen und pastoralen Klanglandschaften lauschen möchte.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2014