CD Kritik Progressive Newsletter Nr.81 (09/2014)
Instrument - Read books
(47:30, The Instrument Village, 2014)
Simples Schubladendenken hat keine Band gerne. Sollte man deshalb lieber Bücher lesen, statt sich mit der hier dargebotenen Musik auseinanderzusetzen, wie einem der Albumtitel hier empfiehlt? Entscheidung für die Musik. Dann mal der Versuch, über die Presseinfo etwas mehr herauszubekommen. Dort drückt man sich geschickt um irgendwelche Offensichtlichkeiten und setzt lieber das Wort "kein" vor die Umschreibungen. Also: "kein" College Pop, "keine" übersteuerten Instrumentalparts, "kein" Monster-Of-Intellektuellrock. Ja, was denn nun? Eben 100% nichts davon, aber dann doch irgendwie etwas von jedem. Ganz grob umschrieben, könnte man die Münchener Band in die Indierock Schublade stecken. Die Saiten sind bestimmendes Merkmal, die Bass-Saiten dürfen ruhig mal etwas verzerrter krachen und auf den Vorgängerwerken gab man sich auch mal improvisierter Experimentierfreudigkeit kein. Selbst lässt man als Referenzen Mogwai, Tortoise und Motorpsycho gelten. "Read books" ist eine Weiterführung der eigenen Sichtweise, in der spannungsgeladene Songs zwischen Groove und Rotzigkeit, Pop und Botschaft entstehen. So ist es kein Widerspruch, dass laute Stromgitarren mit sinnlichen Melodien wetteifern. Mit "Read books" haben Instrument die unterschwellige Eingängigkeit für sich entdeckt, ohne sich komplett von der mehr experimentellen Vergangenheit zu verabschieden. Und das ist "keine" schlechte Idee.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2014