CD Kritik Progressive Newsletter Nr.81 (09/2014)

Ice Blue Orchestra - Between destinations
(62:29, Larks Tongues Music, 2012)

Mit etwas zeitlicher Verspätung kommt dieses Album zu Ehren. Das Ice Blue Orchestra kommt aus München, veröffentlichte "Between destinations" bereits 2012, wobei das Trio einiges an musikalischer Erfahrung in die Waagschale werfen kann. In der Besetzung Reiner Winters (Piano, Synthesizers, Akkordeon), H.H. Babe (Bass, Glockenspiel) und Holger Röder (Cymbals & Drums, Gongs) spielte man eine lockere, groovige Interpretation kunstvoll verschnörkelten Art Rocks ein, dem auch kleinere poppige und elektronische Einflüsse, sowie eine unterschwellige Jazz Rock-Note nicht fremd sind. Gerade durch die Schnittmenge aus anspruchsvoller, elegant durchdachter Musik und griffiger, eingängiger Melodik wandelt das Album auf dem schmalen Grat zwischen ehrgeiziger Umsetzung und inhaltlichen Nettigkeiten. Man wünscht sich als Freund der ambitionierten Klänge doch mitunter mehr den Mut für Ecken und Kanten, dem Ausbrechen aus den eigenen Gefälligkeiten, statt die Musik bisweilen in ein enges Korsett der alltäglichen Umsetzung zu stecken. Ohne der Band etwas Böses zu wollen, plätschert doch manche Idee zu ereignisarm dahin, wobei man in den spannenden Momenten genau merkt, dass in den detaillierten Arrangements viel, viel mehr steckt. Denn dann lebt der Klassik / Art Rock im Stil von Emerson Lake & Palmer und Konsorten auf, entsteht eine lebendige, inhaltliche Spannungstiefe, löst der jazzige Unterton sein Versprechen ein. Mal lyrisch verspielt, dann expressiv und spannend - hin und wieder eben einfach zu gefällig, zu mild in seiner Intention. Ordentlich, gut und ambitioniert, in den richtigen Momenten mit dem Ansatz für mehr.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2014