CD Kritik Progressive Newsletter Nr.81 (09/2014)

Strattman - The lie of the beholder
(56:14, 10T Records, 2014)

Schlichtweg Strattman nennt er sich auf seinem Solodebüt. Die Rede ist von Roy Strattman, Kennern der amerikanischen Prog Szene als Gitarrist der Band Little Atlas bekannt. Es geht gleich mit einem ordentlichen Kracher los, dem 6-minütigen "A better world", das auf beeindruckende Weise rotzige Gitarrenriffs mit Mellotron Klängen vereinigt. Das funktioniert in dieser Kombination übrigens im weiteren Verlauf des Albums immer wieder prächtig und darf als ein Markenzeichen dieses Albums bezeichnet werden. Der Gesang ist bisweilen leicht verzerrt, was mich ein wenig an die Eigenarten des australischen Musikers Arnioe erinnert. Was mir bei den Gesangsarrangements aber auch immer wieder mal in Erinnerung gerufen wird, ist RPWL. Nicht, dass man jetzt dieses Album unbedingt mit RPWL Alben vergleichen kann, aber gerade was die Gesangsarrangements betrifft, muss ich gelegentlich an RPWL denken, vielleicht auch mal an Wilson. Strattman spielt nicht nur Gitarren, sondern auch fast alle Keyboards auf diesem Album, und er übernimmt auch die Gesangsparts, die zwar nicht spektakulär sind, aber gut ins Gesamtbild passen. Überzeugen kann speziell die vielfältige Art des Gitarrenspiels. Bandkollege Steve Katsikas hilft ein wenig an den Tasteninstrumenten aus, und auch Little Atlas-Bassist Ricardo Bigai gehört zum Line-Up. Und einen richtig guten Mann am Schlagzeug gibt es ebenfalls zu vermelden: Nick D'Virgilio. Strattman ist offensichtlich auch ein Mellotron-Fan, denn dieses wird immer wieder eingesetzt und spielt damit auch eine sehr wichtige Rolle. Dabei kann es auch durchaus mal vorkommen, dass leicht crimsoneske Züge ins Spiel kommen. Ein gutes Beispiel hierfür ist unter anderem der Song "A candle in the sun", übrigens auch hier wieder leichte RPWL Nähen. Ich glaube kaum, dass Strattman die deutsche Formation kennt, insofern ist er auch völlig unverdächtig, diesbezüglich Anleihen gemacht zu haben. Ein weiterer persönlicher Favorit ist das ruhige "Solace" mit akustischer Gitarre und massiver Mellotronbegleitung, das schließlich in einem Solo an der Flamenco Gitarre endet, das schließlich noch von einem kurzen Solo auf der elektrischen Gitarre abgelöst wird. Interessante Nummer. Und zum Abschluss gibt es dann noch eine untypische, da durchweg ruhige Nummer, das wie ein Schlaflied wirkende "The fire dies". Strattman ist hier ein wirklich exzellentes Album gelungen, das Prog-Fans, die beispielsweise Fright Pig zu den besten Veröffentlichungen des letzten Jahres zählen, gefallen sollte. Tolles Debüt, das richtig Spaß macht!

Jürgen Meurer



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