CD Kritik Progressive Newsletter Nr.81 (09/2014)

Stonehenge - Stonehenge
(74:36, Crealter, 2013)

Die allseits bekannten Steinkreise im englischen Amesbury werden gerne als Inspirationsquelle oder Namensgeber benutzt. Es überrascht nicht, dass sich zum Beispiel Musikbands diesen Namen zulegen. So gibt es unter anderem eine ungarische Prog Metal Band dieses Namens. Doch um die geht es nicht. Hierbei handelt es sich nämlich um eine französische Band, die mit Prog Metal nichts am Hut hat. Ganz taufrisch ist das Ganze nicht mehr, denn dies ist kein frisch entdeckter Newcomer, sondern eine 1991 gegründete Band, die sich im Juni 1995 wieder auflöste. Als Hinterlassenschaft gibt es nun das vorliegende Album. Die Band bestand aus Olivier Roy (Tasten, Gesang), Sébastien Siozade (Gitarre), Laurent Fompudie (Schlagzeug) und Patrick Godeau (Bass, Tin Whistle, Carillon), sowie einigen Gastmusikern. Was beim Anblick der Coverinnenseite zunächst verblüfft: Es ist nur ein Song aufgeführt, nämlich der 26½-minütige Titelsong. Hinzu kommen dann 3 ebenfalls recht lange Bonustracks, so dass man auf eine satte Gesamtspielzeit von über 74 Minuten kommt. Sehr seltsam, aber nach Anhören des Albums durchaus nachvollziehbar. "Stonehenge" ist das Kernstück des Albums und dürfte als das Referenzwerk der Franzosen verstanden werden. Es ist gut produziert und überzeugt durch farbenfrohe Gestaltung, was übrigens auch für das Cover gilt. Das ist sehr abwechslungsreich, was hier präsentiert wird. Es geht zunächst in der Richtung los, die ich auch zunächst assoziiert hatte, nämlich eine Art folkorientierter Symphonic Prog. Doch es ist weit mehr als das, denn es schleichen sich zunehmend diverse Spielarten ein. Spaciges, Psychedelisches, Artrockiges - ein buntes Gemisch, interessant verpackt und dargeboten. Und dann kommt der Bruch, denn die nachfolgenden Bonustitel klingen deutlich anders. Zunächst leider von der Qualität her, denn das hat eher Bootleg Niveau. Musikalisch ist dies wesentlich experimenteller angelegt, manches hat eher Jam-Charakter. Die Bewertung müsste eigentlich zweigeteilt stattfinden, der Titelsong ist hervorragend, der Rest halt Bonusmaterial, das die Band von einer etwas anderen Seite zeigt. In diesem Sinne also kein homogenes Album, aber ein interessantes Zeitdokument.

Jürgen Meurer



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