CD Kritik Progressive Newsletter Nr.81 (09/2014)
Luca Scherani - Everybody's waiting
(44:51, AMS, 2012)
Nun könnte man ja gleich zynisch den Albumtitel hinterfragen und Zweifel anbringen, dass jeder nur auf dieses Album gewartet hat. Aber gleich Entwarnung: der Fan der symphonischen Ausrichtung des Progrocks wird sehr wohl seine Freude an diesem Album finden können. Zunächst ein paar Worte zum Musiker. Luca Scherani ist mir aktuell durch sein Mitwirken bei der italienischen Band La Coscienza di Zeno bekannt. Beim diesjährigen Prog Résiste Festival habe ich ihn kurz kennengelernt, da er dort mit seiner Band vertreten war. Da bot es sich natürlich an, neben den Werken der Band auch die eigenen Solowerke zu verkaufen. Gleich drei Alben lagen zur Auswahl bereit, dieses Werk soll nun hier vorgestellt werden. Scherani ist bereits auf diversen Prog-relevanten Alben aufgetaucht. So hat er unter anderem mehrfach mit Fabio Zuffanti zusammen gearbeitet, bei dem Merlin Projekt ebenso wie bei Aries und Höstsonaten. So auch bei Trama oder in einer Peter Gabriel Tribute Band namens Wallflower. "Everybody's waiting" ist nach "Everyday's life" Scheranis zweites Solowerk. Selbstverständlich geben die Tasteninstrumente hier eindeutig den Ton an und sind omnipräsent - aber nie überladen, denn er weiß geschickt diverse Gastmusiker einzubinden. So werden einige Songs massiv von Flöte und / oder Streichern begleitet, die den schönen Kompositionen einen klassischen Anstrich wie auch einen gewissen Wiedererkennungswert verpassen. Auf "Siamo piccoli" dürfen dann auch mal elektrische Gitarren brillieren. Immerhin vier (!) Gitarristen dürfen sich hier mal kurz austoben, wobei im Booklet haarklein erklärt wird, wer bei welcher Spielzeit genau dran ist. Nicht unerwähnt bleiben sollte natürlich auch, dass dies kein reines Instrumentalalbum ist, sondern diverse Sänger / Sängerinnen beteiligt sind. Vom Titelsong einmal abgesehen werden alle Songs in Muttersprache präsentiert. Scherani ist ein wirklich sehr feines, klassisch beeinflusstes Album gelungen, das mit schönen Melodien, abwechslungsreichen Arrangements und positiver Grundstimmung überzeugt. Dann warte ich jetzt mal auf das nächste Album.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2014