CD Kritik Progressive Newsletter Nr.81 (09/2014)

Yossi Sassi - Desert butterflies
(40:21, High Fidelity, 2014)

Wenn der ehemalige Orphaned Land Gitarrist auf Solopfaden wandelt, dann ist in gewisser Weise vorgezeichnet, wohin die musikalische Reise geht. Aufgenommen in vier Ländern in drei Kontinenten, ist "Desert butterflies" eine musikalische Reise, die orientalische Einflüsse aus seiner israelischen Heimat mit rockmusikalischen bzw. luftigen prog-metallischen Zutaten verfeinert. So sind als Gäste u.a. Marty Friedman (ex-Megadeth), Ron "Bumblefoot" Thal (Guns N' Roses) zu hören, vereint er weiterhin Instrumente aus dem Nahen Osten mit zeitgemäßen Rockeinflüssen. Im Gegensatz zu seiner ehemaligen Band verzichtet dessen Gründungsmitglied fast gänzlich auf Gesang (bis auf einige lautmalerische Untermalungen bzw. kurze Auftritte einer Gastsängerin) und steht logischerweise die Gitarre und andere Saiteninstrumente deutlich im Vordergrund. Doch während in der westlichen Hemisphäre bei Soloalben von Gitarristen mal gerne die technische Materialschlacht der schnellen Finger ausgepackt wird, nimmt sich der Israeli wohltuend zurück, steht Gefühl und spielerisches Feingefühl an erster Stelle. Zudem sorgen die exotischen Zutaten für eine ganz andere Klangfarbe. Trotzdem ist auf "Desert butterflies" auch der westliche Rockeinfluss deutlich vernehmbar, wird hier jedoch weit weniger mit der bombastischen Opulenz von Orphaned Land gearbeitet. Dafür sorgen verspielte Instrumentalpassagen, die geschmackvolle Vereinigung der Musik aus zwei Kulturkreisen für World Music Flair abseits bekannter Plattitüden. Eine wunderbare musikalische Kulturreise.

Kristian Selm



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