CD Kritik Progressive Newsletter Nr.81 (09/2014)
Steve Rothery Band - Live in Rome
(62:24, InsideOut, 2014)
Mit größtenteils unveröffentlichtem Material auf Tour zu gehen, das kann man sich eben nur erlauben, wenn man einen entsprechenden Namen hat. Steve Rothery, seines Zeichens Gitarrist und Gründungsmitglied von Marillion, veröffentlicht Ende September sein erstes Soloalbum namens "The ghosts of Pripyat", während er in der Vergangenheit bereits unter dem Projektnamen The Wishing Tree zwei Alben herausbrachte. Während auf dem angekündigten Studioalbum u.a. Steve Hackett oder Don Airey als Gäste mitwirken, wurde "Live in Rome" mit eher unbekannten, aber handwerklich veritablen Musikern (u.a. Dave Foster von Mr.So&So bzw. Riccardo Romano von RanestRane als Gast) im Rahmen eines Festivalauftritts im Frühjahr eingespielt. Die Setlist konzentriert sich dabei hauptsächlich auf das Material von "The ghosts of Pripyat", während natürlich auch einige Marillion Klassiker (u.a. "Easter", "Sugar mice", "Cinderella search") nicht fehlen dürfen. Daneben wurde ebenfalls Material von RanestRane gespielt, bei deren letzten Werken Steve Rothery ebenfalls als Gast mitwirkte. Das eigene Material des Gitarristen ist vor allem gekennzeichnet von sinfonischen, weichen Klängen, von weit ausholenden Melodiebögen und setzt rein instrumental in erster Linie das gefühlvolle Gitarrenspiel von Steve Rothery bestens in Szene. Gerade dies kommt bei Marillion seit vielen Jahren immer weniger zum Tragen, so dass es hier genau die richtige Plattform geboten bekommt. Weiche Harmoniefolgen, fließende, nicht unbedingt aufrüttelnde Strukturen bzw. klangliche Experimente bestimmen die eher ruhigen Stücke, so dass Steve Rothery keinesfalls komplett unbekanntes Terrain für ihn betritt. Zwar hätte einigen Ideen eine Straffung gut getan, doch bleibt so mehr Raum für die besinnlichen Gitarrenklänge, die nur mitunter etwas härter bzw. schärfer ausbrechen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2014