CD Kritik Progressive Newsletter Nr.81 (09/2014)

Mick Pointer Band - Marillion's "Script" Revisited
(51:36 + 45:38, Verglas, 2014)

Dass Mick Pointer nur auf dem ersten Marillion Album "Script for a jester's tear" trommelte und anschließend von der Band wegen mangelnder musikalischer Qualitäten geschasst wurde, hat lange Zeit erheblich an ihm genagt. Erst Mitte der 90er fand er wieder die Kraft für eine Rückkehr ins Musik Business und so initiierte er zusammen mit Clive Nolan die Neo Prog Formation Arena und konnte seitdem mehr als erstaunliche 300.000 Tonträger verkaufen, da er anscheinend den alten Marillion Fans genau das gab, wonach diese seit langem dürsteten. Fanden sich zu Beginn in der Setlist von Arena auch immer einige Marillion Klassiker wie z.B. "He knows, you know", so entwickelte die Band über die Jahre ihr ganz eigenes Profil und hat sich mittlerweile von der Marillion Vergangenheit ihres Bandleaders komplett emanzipiert. Da jedoch noch immer eine entsprechende Nachfrage nach dem Marillion Material der ganz frühen Jahre bestand, formierte Mick Pointer 2008 zusammen mit einigen britischen Neo Prog Größen, wie z.B. Nick Barrett (Pendragon) und Ian Salmon (Arena) seine eigene Marillion Coverband. Erfolgreich tourte man mehrfach durch Europa und mit "Marillion's Script Revisited" liegt nun ein Mitschnitt dieser Aktivitäten vor, der im März letzten Jahres im holländischen Zoetermeer entstand. Zu hören gibt's "Script for a jester's tear" in seiner Gesamtheit, sowie anschließend alle Singles und B-Seiten, die zusammen mit Mick Pointer aufgenommen wurden, wie z.B. "Market Square heroes", "Charting the single" oder auch das vom schottischen Traditional "Loch Lomond" inspirierte "Margaret". Doch vor allem das knapp 19-minütige "Grendel" - ziemlich eindeutig an Genesis "Supper's ready" angelehnt - wird unter den Marillion Fans alter Schule wie der heilige Gral verehrt und hat deshalb einen leicht verklärt mythischen Status. Die Band macht ihre Sache bei der Reinterpretation des Materials aus den 80ern ausgesprochen gut, vor allem Sänger Brian Cummings, ansonsten Frontmann bei der Genesis Coverband The Carpet Crawlers, ist nicht nur stimmlich fishiger als Fish, sondern mimt ebenso auf der Bühne die perfekte Kopie der frühen Tage des schottischen Hünen. Ob so eine Veröffentlichung wirklich Sinn macht, muss jeder Hardcore Marillion Fan für sich selbst entscheiden - eine schöne Erinnerung an überzeugende Nostalgie Livekonzerte ist es allemal.

Kristian Selm



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