CD Kritik Progressive Newsletter Nr.81 (09/2014)

The Ed Palermo Big Band - Oh not! Not Jazz!
(1:51:14 (2CDs), Cuneiform Records, 2014)

Ed Palermo kann nicht anders. Mehrfach bereits verabschiedete der Bandleader sich von seinem übergroßen Vorbild Frank Zappa. Nach seinem Auftritt auf der Zappanale im Jahr 2002, nach "Take your clothes off when you dance" 2006 - und heuer, 2014 ist er immer noch mit Zappa-Programm unterwegs. Immerhin hat der geniale Big Band Arrangeur und Komponist nun eine 2CD am Start, deren erste CD 8 Zappa-Covertracks enthält, während auf CD2 neun Palermo-Kompositionen (neben zwei Covertracks) zu hören sind. The Ed Palermo Big Band spielt Zappa durchaus konservativer als andere Zappa-Coverbands. Es ist der Jazzansatz, der Ed Palermo gefällt und den er fördert. Das große Bläserensemble nimmt den Zappa-Kompositionen nicht die Ausgefallenheit und Extravaganz, übernimmt vielfach die Arrangements und bereichert diese mit dem satten Gebläse und knackfrischen Bläsersoli. Zudem ist in "Chunga's revenge" ein hinreißendes Geigensolo zu hören, das einmal mehr an die Endsechziger Zeit des Meisters FZ erinnert. Vitalste Nummer auf CD1 ist vielleicht "The black page #2" - ein unübertrefflicher Song, der alle Facetten des Originals aufweist und darüber hinaus fettes, ultrascharfes Gebläse anbietet. Das ganze auf einem komplex abgefederten, heftigen Schlagzeug-Groove, der seinesgleichen sucht und mich absolut überzeugt. Das letzte Stück auf CD1, "America drinks and goes home" erschüttert mich indes, diese Version erinnert an Swing-Entertainer wie das Rat Pack (Frank Sinatra, Sammy Davis Jr., Dean Martin). Zappa für das gereifte Bürgertum - technisch ist das Stück sehr gut geraten, das Arrangement stöß mich indes ab. Erbärmlich! Während die erste CD mit "Zappa" betitelt ist, wird die zweite CD "Palermo" genannt. In 11 Songs wird lockerer, vitaler Big Band Jazz auf Swingbasis gespielt, der in seiner instrumentalen Reichhaltigkeit überzeugen kann. Schöne Schlagzeugarbeit, fettes Gebläse, tolle Soli, abgefahrene Vibraphonfiguren, satt und rund arrangiert und überzeugend produziert macht der Palermo-Teil starken Eindruck. Am Besten wird es, wenn die Big Band aussetzt und plötzlich schwer komplexe Jazzinterplays gespielt werden, die, wenn instrumental auch eher Jazz, voll und ganz in den Progressive Rock Kosmos passen. Alles, was instrumental bleibt, ist sehr gut ausgearbeitet, vor allem ist die Rhythmusabteilung immer wieder dabei, sich in den Vordergrund zu spielen und die komplexen Instrumentalmätzchen heftig und vertrackt zu untermauern, im wilden Geschehen mitzumischen und den besten Eindruck zu machen. Palermos Kompositionen sind vielleicht Jazz-bezogener als Zappas, aber sie sind sehr stark von Frank Zappa inspiriert und wer nix von Zappa kennt und den Unterschied nicht ausmachen kann, wird wohl denken, dies alles stamme von ein und demselben Komponisten. Ed Palermo - so schnell wirst du Frank Zappa nicht los. Wieso soll es Dir anders gehen als allen anderen, die FZ verfallen sind.

Volkmar Mantei



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