CD Kritik Progressive Newsletter Nr.81 (09/2014)

Aalto - Ikaro
(52:41, Uulu Records, 2014)

Ein vorderer Platz ist den Finnen schon einmal gewiss, so man denn die eigene Sammlung alphabetisch sortiert hat. In der Gunst eines Symphonic Rock Fans hingegen wird ein Platz vorne in der Gunst wohl kaum zu erreichen sein. Was keine Kritik an der Kompetenz der Musiker sein soll, sondern schlichtweg an der gebotenen Spielart liegt. Der Titelsong leitet das Album ein und startet erst einmal recht langatmig mit einer fast schon als Perkussionsinstrument genutzten Gitarre, es entwickelt sich im Anschluss eine Mischung aus Folk, Ethno und Psychedelic. Und auch im nächsten Track denke ich, dass ich mich mit der Musik der Finnen kaum anfreunden werde. Doch im Laufe des Albums ändert sich erstaunlicherweise das persönliche Stimmungsbild, und ich nehme das Gebotene als durchaus interessant und hörenswert wahr, auch wenn es nicht gerade meine bevorzugte musikalische Ausrichtung widerspiegelt. Das liegt unter anderem an den Gesangsdarbietungen, was zunächst etwas paradox klingt, denn gerade manche Gesangspassagen (übrigens passenderweise durchweg in Finnisch) sind grenzwertig. Das klingt dann schon bisweilen nach irgendwelchen rituellen Gesängen. Aber Sängerin Petra Poutanen kann auch ganz anders, wie sie in manchen Songs beweist. Das hat einen gewissen cool-lässigen, jazzigen Charakter und passt hervorragend zur Musik, die auch mal Fusion Bereiche streift. Und auch der Ethno- bzw. Psychedelic Touch sind mehr als nur marginale Elemente. Hier sind auch mal Didgeridoo, Maultrommel oder Sitar zu hören. Neben einer Vielzahl von Gitarren, unter anderem auch Banjo und Mandoline, spielt auch die Klarinette eine sehr wichtige Rolle. Wenn man in der Stimmung ist, einen derartigen Musik-Mix ausprobieren zu wollen, liegt man bei Aalto vermutlich gar nicht mal so falsch.

Jürgen Meurer



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