CD Kritik Progressive Newsletter Nr.80 (04/2014)

Superdrama - The promise
(56:25, Progressive Promotion Records, 2014)

"The promise" ist zwar das erste Werk von Superdrama, doch hinter der deutschen Band stecken keine absoluten Newcomer. Schlagzeuger Robert Stein-Holzheim trommelte in den 80ern bereits bei Scaramouche, aus deren Überresten später die Genesis Coverband Seconds Out entstand. Robert Gozon und Thomas Klarmann gehören zu den Canterbury beeinflussten Retro Proggern Argos (Kritiken zu deren Alben in PNL Nr.65, 69 und 77). Doch selbst Superdrama hat eine wesentlich längere Historie, die bis ins Jahr 2004 zurückreicht und bei der die Band erst nach diversen Umbesetzungen ihr momentanes Line-Up gefunden hat. Laut eigener Einschätzung sieht man sich in der Tradition von Yes, Genesis und King Crimson, wobei man bei genauer Betrachtung der Musik keineswegs offensichtliche Vergleiche ziehen kann, sondern diese Inspirationsquellen neu für sich auslegt werden. "The promise" ist mitunter etwas sperrig, wenig vorausberechnend ausgefallen, also kein typisches Retro Prog Album, bei dem man genau die Versatzstücke aus Bombast, Pathos und allseits beliebten Retrosounds serviert bekommt, die man offensichtlich erwartet. Die leicht jazzige Note, lässt Canterbury Einfluss erkennen, die stimmliche Dramatik hat etwas von Peter Hammill Ausdruckskraft - alles in allem ein musikalischer Querschnitt, der erarbeitet werden muss. Doch wer sich auf dieses Album einlässt, ihm die entsprechende Zeit gibt, der wird für die Mühen belohnt. Ganz im Gegensatz zum Namen der Band ist das Anhören kein Superdrama, sondern es offenbart sich ein anspruchsvolles Werk voll Tiefe, pastoraler Dramatik und spielerischer Ausdruckskraft. Besondere Erwähnung sollte auch die sehr aufwändige Verpackung finden, die in einer Art Mini-Buch mit 60 Seiten enthalten ist, das die genauen Beweggründe hinter dem fast schon philosophischen Konzeptwerk dokumentiert. Doch selbst wenn man nur die Musik für sich entdeckt, bekommt man hier sehr viel für sein Geld.

Kristian Selm



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