CD Kritik Progressive Newsletter Nr.80 (04/2014)

Mats / Morgan - Radio Da Da / The teenage tapes
(74:43 + 74:37, Cuneiform Records, 2013)

Seit 2004 sind Keyboarder Mats Öberg und Schlagzeuger Morgan Ågren bei Cuneiform Records. Seitdem sind fast alle Mats / Morgan Alben neu aufgelegt worden, mit etlichen Bonustracks, neu sortierter Trackreihenfolge. Das 2001er "Live" und "On air with guests" (2002) fehlen meines Erachtens noch. Alle Alben waren ursprünglich auf Morgan Ågrens Ultimate Audio Entertainment Label (UAE) veröffentlicht worden, Label und CDs sind längst nicht mehr zu finden. Die jüngste Vollbedienung sind die beiden zuerst separat veröffentlichten "Radio Da Da" (74:43, 1998) und die Kinderstube "The teenage tapes" (74:37), dessen älteste Aufnahmen bis nach 1981 zurückreichen. Mats und Morgan standen schon als Kinder auf der Bühne, gaben 1981 ihr erstes echtes Konzert im schwedischen Umeå, woraus die ältesten Aufnahmen der zweiten CD stammen. Frank Zappa spielte mit ihnen und so startete die einzigartige und ungewöhnliche Musikerkarriere dieses einerseits technisch extrem versierten und andererseits handwerklich ordentlich humorvollen und satt schrägen Kleinensembles. Stilistisch sind die beiden schwedischen Musikers in der lockeren Weite zwischen Frank Zappa, dem Mahavishnu Orchestra, Earth, Wind & Fire, Return To Forever, Jazz, Metal, Avantgarde Prog und Jazzfunk zuhause. Vergleichbar sind die beiden total Verrückten indes nicht. Morgan Ågren ist Weltmeister im technischen Extremspiel, was er auf Video bereits eindrücklich bewies (m. E. ist diese Produktion ebenfalls noch nicht auf DVD erhältlich), während der blind geborene Mats Öberg seltsame, allerschrägste Sounds und Harmonien erfindet, die einmal extrem atonal, satirisch harsch und holterdiepolter eigenwillig, dann lustig kindlich sein können. "The teenage tapes" sammelt von seltsamem 80er Sounds bis technischstem Jazz-Jazz-Funk-Rock in Live- und Studioaufnahmen, die zwischen 1981 und 2008 eingespielt wurden. Das sind erlesene, extrem ausgefallene, wilde, krass instrumentale, geniale bis wunderbar atonale Duoeinspielungen, einige mit Gastbeiträgen. Noch ohne mehr oder weniger feste Band ist gut zu hören, wie die beiden Artisten ganz vertieft in ihre jeweilige Arbeit zu diesen gemeinsamen Meisterstücken fanden. Die stilistische Mischung ist brillant, der oftmals hohe Funk-Anteil tendiert nicht zu Diskoartigen Sounds, sondern zur Avantgarde. Viele Songs sind nicht nur enorm vertrackt. Da sind skizzenartige Mini-Tracks, die einfach nur schrägst sind. Charly-Jünger haben die Band schon erfahren, auf der Zappanale waren sie. Wer Jazz, Funk, Rock, technisches Gemetzel und wundersame Keyboardjazz-Spielereien mag, liegt hier genau richtig und kann sich von ulkigsten bis spinnertsten Songs entspannt unterhalten lassen. Jedes Album der Duoband+ ist empfehlenswert, so wie diese beiden nun mit haufenweisem Bonusmaterial unterfütterten CDs.

Volkmar Mantei



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