CD Kritik Progressive Newsletter Nr.80 (04/2014)

Mahya - Their sanitaric maternities request
(44:32, Musea Parallele, 2013)

Wenn ein neues Album aus Japan auf den Tisch kommt, schwingt auch gerne mal die Frage mit, ob es sich nun um typischen Nippon-Sinfonik-Bombast oder eher um ein weiteres Kapitel aus der ausgesprochen schrägen Ecke handelt. Zwar sind mittlerweile bei Musea Parallele auch schon melodische Sinfonik-Scheiben erschienen, aber bei Mahya geht es dann doch eher um das, was ursprünglich das Programm von Musea Parallele widerspiegelt: das Widerborstige, das Anstrengende, das Experimentelle. Und so ist auch das Werk des um einige Gastmusiker angereicherten Trios ziemlich schwere Kost. Im Kern besteht die Band aus Schlagzeuger, Bassist und Gitarrist. Doch gleich der Eingangstitel zeigt, dass es auch um andere Instrumente geht. In "Concerto for flute" spielt Gastflötist Imai Kenji eine Hauptrolle, begleitet von einer recht flotten E-Gitarre. Das ist jazzig, klassisch, rockig - und vom Schrägheitsfaktor her noch erträglich. Wilder wird es dann im nachfolgenden 8-minütigen "Big honey pie", das 2007 im Silver Elephant in Tokio eingespielt wurde. Hier wird fleißig improvisiert, da gibt es ansprechende Perkussionsspielereien, zur Flöte gesellt sich noch eine quietschende Klarinette (vom Drummer gespielt), und schließlich bringt sich noch ein Klavier zum munteren Durcheinander ein. Es folgen zwei kurze Nummern, wobei "Crazy sun" mit englischem Gesang und einer Mellotron-Volldröhnung überrascht. Der einzige Titel übrigens, der für mich eine Mini-Dosis an Wiedererkennungswert besitzt. Cooler Song. Es folgt eine knapp 11-minütige Nummer, bei der wir lernen, was unter einem Ondes Martenot zu verstehen ist. Titel: "Concerto for Ondes Martenot". Dieses Tasteninstrument kenne ich bisher eigentlich nur von der kanadischen Gentle Giant Kopie namens Et Cetera. Zumindest fällt mir spontan hierzu nicht mehr ein. Entscheidend wirkt auch hier wieder Gitarrist Kawamura mit, der sich wiederum in den Vordergrund spielt. Im abschließenden "Real hallucination" wird der Hörer noch mal 11 Minuten lang auf die Probe gestellt, die eigenen Hemmschwellen auszuloten. Harter Tobak - übrigens wieder mit einer vollen Mellotron-Breitseite versehen - der hier auch noch japanischen Gesang beinhaltet. Wohl eher nur für die Schräg-Fraktion interessant.

Jürgen Meurer



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