CD Kritik Progressive Newsletter Nr.80 (04/2014)

Glass - Palindrome
(63:41, Musea, 2014)

Im Inlet wird das Zustandekommen dieser CD beschrieben. Bassist Jeff Sherman hatte im Herbst 2010 die Idee, die Band noch einmal zusammen zu bringen und ein Album im - wie er es nennt - "Zen" Stil aufzunehmen. Was wohl bedeuten sollte, man trifft sich, verschanzt sich in einem Studio und arbeitet munter drauf los, ohne erst mal einen erkennbaren Plan zu haben. Offenbar einer kleinen Nostalgie-Attacke folgend gefiel ihm zunehmend der Gedanke, das Ganze in einer alten Scheune durchzuführen, in der sie schon in den 70ern (73 und 75, um genau zu sein) zusammen gearbeitet hatten. Und zu seiner angenehmen Überraschung ließ sich das tatsächlich realisieren. Sein Bruder (Keyboarder Greg Sherman) und Schlagzeuger Jerry Cook waren schnell überredet, wobei er seinem Bruder versprechen musste, dass eine Kirchenorgelaufnahme aus einer ganz bestimmten Kapelle dabei sein musste. Und so traf man sich tatsächlich, und die vorliegende CD ist das Ergebnis einer einwöchigen, äußerst intensiven Zusammenarbeit. Und genau so klingt es auch. Das ist tastendominierter Prog, der ganz stark von Improvisation geprägt ist. Man spürt förmlich, wie die Musiker in den abgebildeten Räumlichkeiten sich hinsetzen und frei improvisieren. Ruhige Nummern mit akustischer Gitarre und Mellotronbegleitung wie das wunderschöne "rain song" sind ebenso vertreten wie ausgedehnte Jam-Nummern, alles dabei im reinen instrumentalen Bereich (von einem unerheblichen Abschnitt abgesehen). Die Songs stammen aus der Feder der Sherman Brüder - mit einer Ausnahme, und das ist überraschenderweise der 20-minütige Longsong "Arrhythmia - linger longer" von Schlagzeuger Jerry Cook.

Jürgen Meurer



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