CD Kritik Progressive Newsletter Nr.80 (04/2014)
Freedom To Glide - Rain
(63:46, Privatpressung, 2013)
Man kann die Sache recht simpel angehen: die beiden musikalischen Köpfe hinter Freedom To Glide sind Pete Riley und Andy Nixon, die seit vielen Jahren gemeinsam in der britischen Pink Floyd Tributeband Dark Side Of The Wall spielen. Seit drei Jahren werkelten sie parallel am von den Geschehnissen des 1.Weltkriegs beeinflussten Konzeptwerk "Rain", welches unter dem Projektnamen Freedom To Glide firmiert. Klar, dass man dabei ein Werk in typischer Pink Floyd Tradition erwartet. Dabei ist diese Sichtweise zu einfach. Bereits die Norweger Airbag oder auch RPWL haben erfolgreich vorgemacht, dass man mit deutlicher Pink Floyd Inspiration zu gewissen neuen Ufern aufbrechen kann. So ist auch das Album von Freedom To Glide kein reines, recht plattes Plagiat, sondern hier wird zwar ein Großteil von der floydschen Gedankenwelt ab den Mid-70ern getragen und inspiriert, aber trotzdem ist eine eigene Handschrift erkennbar. Ergänzt durch einige Gastbeiträge legten die beiden Multi-Instrumentalisten ein episches, sehr sinfonisches Werk vor, das in 15 Titeln seine ganz eigene Geschichte erzählt. Natürlich wird hier mit historischen Soundschnipseln experimentiert, gehören elegische, emotional ergreifende Gitarrensoli zum festen Fundus der Band, wie auch immer wieder andere Merkmale an die deutliche Einflussquelle erinnern. Dennoch ist man weit weg vom simplen Kopieren, sind es vielmehr die Atmosphäre und die Herangehensweise, die Verbindungen erkennen lassen. "Rain" wird von einem harmonischen, steten Fluss der Melodien und Stimmungen getragen. Es ist in erster Linie ein Album zum Zuhören, auch wenn einige expressivere Rockpassagen den Sog der nahtlosen Klangkaskaden durchbrechen. Ein gutes, überwiegend ruhiges, aber dennoch mehr als ordentliches erstes Statement.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2014