CD Kritik Progressive Newsletter Nr.80 (04/2014)

Entity - Il falso centro
(63:50, Lizard Records, 2013)

Der erste Eindruck ist, dass dies ein typisches Keyboard-Symphonic-Prog Album ist. Was soweit auch erst mal richtig ist. Ab Lied Nummer 2 wird dann auch klar, dass es sich um eine italienische Band handeln muss, denn es kommt Gesang in Muttersprache hinzu. Sänger Sergio Calafiura agiert sehr engagiert, sein ausdrucksvoller Gesang schmälert den Gesamteindruck keineswegs. Die Tastenarbeit von Mauro Mulas ist ausgesprochen abwechslungsreich gestaltet und überaus beeindruckend. Klassische Pianopassagen, flotte Synthesizerläufe, feine Orgelparts - alles dabei. Und das in den verschiedensten Stilrichtungen. Eben nicht nur im Melodic Symphonic Prog unterwegs, sondern durchaus auch mal etwas kantiger, gelegentlich leicht angejazzt, aber auch mal einfach nur lässige Bar-Piano-Atmosphäre. Die Italiener nehmen sich Zeit für die instrumentalen Ausarbeitungen, was sich auch an den Spielzeiten der einzelnen Songs ablesen lässt. Bei aller Präsenz der Tasten wird mit der Zeit aber auch deutlich, dass - neben der sowieso kompetenten Rhythmusabteilung - auch Gitarrist Marcello Mulas einen sehr guten Job macht. Er spielt sich nicht unbedingt sehr in den Vordergrund, aber was er macht, hat Stil und passt exzellent ins Gesamtbild. Da wird man beispielsweise im Opener mal kurz mit Focus- oder Flower Kings-ähnlichem Material konfrontiert. Aber wie gesagt - dieses tolle Debüt beeindruckt gerade durch seinen Facettenreichtum, das ist nicht nur einfach mal in eine bestimmte Schublade abzulegen. Großartige Band, die man unbedingt im Auge behalten sollte!

Jürgen Meurer



© Progressive Newsletter 2014