CD Kritik Progressive Newsletter Nr.80 (04/2014)

The Crimson ProjeKCt - Live in Tokyo
(76:58, InsideOut, 2013)

Eigentlich hatte sich Robert Fripp ganz still und leise von der Musikbühne verabschiedet, eine Wiederbelebung von King Crimson schien in den letzten Jahren undenkbar. Deswegen erschien es letztendlich konsequent, dass er seinen ehemaligen Mitstreitern (Adrian Belew, Tony Levin, Pat Mastelotto) erlaubte, unter neuem Namen die Historie vor allem der früher 80er und Mid-90er des karmesinroten Königs im Livekontext weiterzuführen. Doch manchmal geht die Geschichte dann doch ganz unverhofft weiter: Robert Fripp hat für 2014 eine neue King Crimson Liveinkarnation (u.a. mit drei(!) Schlagzeugern), aber ohne(!!) Adrian Belew) angekündigt, während The Crimson ProjeKCt dieses Frühjahr u.a. in Europa auf Tour gehen. "Live in Tokyo" entstand während der Japan Tour 2013 und setzt vor allem seinen Schwerpunkt auf Material von "Thrak" (1995) und "Discipline" (1981), wie natürlich auch die 70er Instrumentalklassiker "Red" und "Larks' tongues in Aspic Part II" nicht fehlen dürfen. Das etwas verkopfte und technisch unterkühlte Material der 2000er Jahre, wie z.B. von "The construKction of light" bleibt dabei komplett außen vor. Die (ex-) King Crimson Mitglieder werden durch Markus Reuter (Touch Guitar), Julie Slick (Bass) und Tobias Ralph (Schlagzeug) unterstützt, so, dass man quasi als Doppel Trio, ähnlich der King Crimson Besetzung Mitte der 90er, agiert. Von Spielfreude, Interpretation und leichten improvisatorischen Neuerungen merkt man fast keine Unterschiede zum Line-Up mit Robert Fripp, einzig die sphärischen bzw. messerscharfen Akkorde des KC Impressarios fehlen in einigen Augenblicken. Angesichts der unüberschaubaren Anzahl von Live Veröffentlichungen von King Crimson macht dieses Albums letztendlich vor allem als soundtechnische Unterstützung der anstehenden Tour einen Sinn. Die musikalische Qualität steht dabei jedoch außer Frage.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2014