CD Kritik Progressive Newsletter Nr.80 (04/2014)
Dewa Budjana - Joged Kahyangan
(48:54, Moonjune Records, 2013)
Auf "Joged Kahyangan" zeigt der indonesische Jazzgitarrist Dewa Budjana seine balladeske Seite. Die inhaltlich anspruchsvoll komponierten und technisch brillant eingespielten acht Songs können zwar in ihrer instrumentalen Entwicklung zu kräftigem Jazz Rock werden, der saftig akzentuiert und forsch angetrieben überzeugend anzuhören ist, es überwiegen indes die leisen Töne, verzwickt lyrische Jazz-Disharmonien in vollendeter Schönheit. Alles wirkt fein und elitär, bis ins i-Tüpfelchen überlegt und voll überraschend aufwendiger und in aller Rasanz leger gespielter Instrumentalkomplexe. Und doch steckt im Arrangement aller Songs eine etwas bedrückende Seichtheit, die dem feinen und so überzeugend gut klingenden Bandsound eine gewisse Taubheit und Trägheit gibt. Dies zumindest aus Jazz Rock- oder Avantgarde-Sicht. Jazzballaden-Liebhaber werden sich gewiss über die Fülle instrumentaler Einfälle und verblüffend komplexen Bandinterplays in 'ihrer' Musik freuen. Wer tief in 'schräger', 'abgefahrener' Musik steckt und feine Derbheiten und verrückt wilde Leidenschaft komplex verdraht mag, wird wohl unterfordert sein von der Jazzsonne, die in diesen melancholischen Songs steckt. Höhepunkt der Seichtheit ist "Majik blue", den Jazzchanteuse Janis Siegel mit erstklassig klarer Stimme perfekt intoniert und den Song damit fast zu Jazzschlager werden lässt. Zwar gibt es im Anschluss noch einige instrumentale Minuten, und die gehören zum Feinsten, was auf dem Album überhaupt zu hören ist, können aber den gesungenen Part nicht wett machen. Begleitet wird der Gitarrist Dewa Budjana (el-g) von großartiger Crew, die alle Facetten drauf hat: Larry Goldings (acc-p, hammond org), Bob Mintzer (ts, ss, cl), Jimmy Johnson (b) und Peter Erskine (dr). "Joged Kahyangan", das wenig nur ethnisch beeinflusst ist und ganz im britisch-europäischen Electric Jazz aufgeht, kann vor allem Jazzfans empfohlen sein, die lyrische Tiefe mögen, die nicht auf Pop oder Mainstream schielt. Für Hörer mit Gewöhnung an heftigen Stoff ist diese leichte Perle eher nichts.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2014