CD Kritik Progressive Newsletter Nr.80 (04/2014)
The Watch - Tracks from the alps
(37:36, Privatpressung, 2014)
Live haben sich The Watch wohl weitgehend damit abgefunden, dass sie vor allem als Genesis Coverband den größtmöglichen Erfolg erzielen. Natürlich reproduzieren sie die Klassiker aus der Gabriel-Ära perfekt, doch so bleibt dabei bei Konzerten natürlich das eigene Material weitgehend außen vor. Dabei sollte man als Fan des typischen Retro Sounds der 70er keineswegs die Studioalben der Italiener unbeachtet lassen. Zwar ist auf "Track from the alps" der Genesis Einfluss der Gabriel Ära omnipräsent, dennoch gelang bei diesem Album wiederum eine einigermaßen eigenständige Verbeugung vor der Vergangenheit mit einer ordentlichen Portion Eigenständigkeit. Schwelgerische Gitarrenlinien wechseln sich ab mit fein strukturieren Keyboardkaskaden, über dem einmal mehr der sehr prägnante Gesang von Simone Rossetti thront. Ob nun sanfte Mellotronflächen, holprige, kaskadenhafte Rhythmik oder auch liebliche Sanftheiten - The Watch verstehen zweifellos ihr Handwerk. Trotzdem sind die Norditaliener eben nicht nur recht perfekte Epigonen von Genesis, sondern man erkennt immer wieder neue Wendungen, andere Sounds, um sich damit aus den schubladenhaften Vergleichen zu entfernen. Natürlich stellt sich des Öfteren die Frage, ob Genesis ähnliche Musik wie The Watch gespielt hätten, wenn sie in den frühen 70ern noch weitere Alben mit Hackett und Gabriel veröffentlicht hätten. Egal - wer mit gut gemachtem Retro Prog und deutlichem Genesis Einschlag etwas anfangen kann, der wird auch dieses Werk in sein Herz schließen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2014